Story-Detail

«Da steckt Handarbeit und Herzblut dahinter»

Zusammen mit dem Startup Rüedu bringt Swiss Prime Site frische und lokale Lebensmittel ins Stadtquartier. In mobilen Holzcontainern können Kundinnen und Kunden rund um die Uhr einkaufen.

Die Kooperation mit Rüedu entstand im Rahmen des Startup Accelerator Programme von Swiss Prime Site. Dieses wurde 2018 von der Immobiliengesellschaft ins Leben gerufen, um zusammen mit Jungunternehmen innovative Konzepte, skalierbare Geschäftsmodelle und technologische Lösungen voranzutreiben. Oberstes Ziel dabei ist die Entwicklung von nachhaltigen Lebensräumen entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Ein ähnliches Anliegen verfolgen auch Tom Winter und Jürg Burri. Die beiden Gründer von Rüedu setzen mit ihrer Geschäftsidee auf die Kombination von technologischer Errungenschaft und Nachhaltigkeit. Das Berner Startup bietet seinen Kundinnen und Kunden in 18 Quadratmetern grossen Holzcontainern ein Vollsortiment an frischen und regionalen Lebensmitteln, die sie direkt von den Produzenten beziehen. Im Sortiment zu finden sind neben Früchten und Gemüse beispielsweise auch Milchprodukte, Backwaren, Kaffee oder Pasta sowie weitere süsse und salzige Köstlichkeiten. Die Waren werden fair und partnerschaftlich gehandelt. Im Interview gibt Jürg «Jüre» Burri Einblick in die Geschäftstätigkeit von Rüedu und erzählt von der Partnerschaft mit Swiss Prime Site.

Jürg Burri, was hat es mit dem Konzept «Quartierladen in Containern» auf sich?
Der Ursprung unserer Idee geht auf das «Lädelisterben» zurück, dass sich über die letzten 20 Jahre stark verschärft hat. Damals existierten schweizweit noch 4000 kleine Quartierläden. Heute sind es weniger als 2000 – damit sind mehr als 50% schon verschwunden. Im Sortiment in diesen «Quartierlädeli» war und sind oft speziellere, buntere und lokalere Waren zu finden als bei den Grossverteilern. Hier setzt unsere Idee an: Wir wollen frische und lokale Lebensmittel zurück ins Quartier bringen.

Weiter haben wir uns zum Ziel gesetzt, eine Vermarktungsplattform für Produzenten zu schaffen, die es ihnen ermöglicht, ihr Angebot direkt den Endkonsumenten zu unterbreiten. Durch meine Tätigkeit in der Lebensmittelindustrie hatte ich das Glück, viele kleine, mittlere und grosse Produzenten kennenzulernen, die Grossverteiler beliefern. Diese verlangen von den Herstellern die Einhaltung von hohen Normen und Standards, die beispielsweise die äussere Beschaffenheit oder Grösse von Obst und Gemüse betreffen. Stimmen die Produkte der Produzenten nicht mit den Anforderungen überein, kann eine beträchtliche Menge an qualitativ einwandfreien Lebensmitteln nicht verkauft und muss anderweitig verwendet werden. So entsteht Food Waste. Und dem wollen wir ebenfalls entgegenwirken.

Das Startup Rüedu bringt frische und lokale Lebensmittel direkt von den Produzenten ins Stadtquartier.

Vom Zentrallager in Worb werden die Verkaufscontainer mehrmals täglich neu beliefert.

Die Quartierläden befinden sich in 18 Quadratmetern grossen Holzcontainern, die sieben Tage rund um die Uhr in Betrieb und via App zugänglich sind. 

Wie unterscheidet ihr euch von einem konventionellen, stationären Quartierladen?
Durch die Technologie, die wir einsetzen. Sie hilft uns, schnell zu sein, Strukturkosten für Personal und Infrastruktur einzusparen sowie die Logistik und unseren 24-Stundenbetrieb zu organisieren. Dafür haben wir ein skalierbares IT-System entwickelt, mit dem wir das Sortiment bewirtschaften und die Standardisierung der Infrastruktur in den Holzcontainern sicherstellen. Hinzu kommen die Self-Checkout-Kassen. Durch diese können wir unsere Läden ohne Verkaufspersonal betreiben.

Wie erhalten die Kundinnen und Kunden Zutritt in den Laden?
Mit unserer selbst entwickelten Web App und dem dort integriertem Geofencing. Sobald die App auf dem Smartphone erkennt, dass sich ein Nutzer in einem bestimmten Radius zum Container befindet, öffnet sich die Türe zum Laden automatisch. Diese IoT-Anwendung ist möglich, weil unsere App direkt mit dem Gebäudemanagementsystem verbunden ist. Die Rüedu-Web-App ist bis heute bei 3500 Kunden in Gebrauch.

Funktioniert Einkaufen ohne Personal?
Ja, klar! Die Artikel werden von den Kundinnen und Kunden selbstständig gescannt – oder wenn diese gewogen werden müssen via Matchcode erfasst. Anders als bei den Grossverteilern erfolgt kein Ausdruck und Aufkleben einer Etikette, sondern der Betrag wird automatisch dem virtuellen Warenkorb hinzugefügt. Bezahlt wird bargeldlos an den Self-Checkout-Kassen. Die Kassen melden die Verkäufe unserem ERP, so haben wir stets den Überblick über die Ware und Menge in den Läden. Dadurch können wir die Fahrten von unserem Zentrallager in Worb in die Quartiere reduzieren, den Warenfluss bündeln sowie unseren Kundinnen und Kunden jederzeit ein frisches Sortiment bieten. Unsere Mitarbeitenden sind deshalb auch hauptsächlich in der Logistik und Containerbewirtschaftung tätig, wo die Arbeit dafür umso intensiver ist. Da ist der Teamspirit, der unter unseren Mitarbeitenden herrscht, ein grosser Vorteil.

«Ehrlich lokal», so euer Leistungsversprechen. Was versteht ihr darunter?
Wir legen grossen Wert auf einen fairen Handel mit den Produzenten. Die Lebensmittel, die wir anbieten, sind lokal, saisonal sowie sehr hochstehend in Qualität und Genuss. Da wir auch mit kleinen Produzenten zusammenarbeiten, sind die Waren oft auch selbst hergestellt. Da steckt Handarbeit und Herzblut dahinter! Dafür sollen die Produzenten Wertschätzung und eine faire Entlöhnung erhalten.

Wo stehen die Rüedu-Holzcontainer?
Bis anhin stehen unsere Container im Bernbiet. Zwei davon an Standorten von Swiss Prime Site. Und zwar an der Weltpostrasse 5 und an der Schwarztorstrasse 48 in Bern. Zurzeit prüfen wir zusammen mit Swiss Prime Site einen dritten Standort. Weiter wollen wir ab September 2021 gemeinsam in Zürich Fuss fassen.

Wie kam es zur Partnerschaft mit Swiss Prime Site?
Im Oktober 2020 waren wir Teilnehmer im Startup Accelerator Programme RetailTech. Nachdem wir eine Runde weitergekommen sind, konnten wir zwei Tage mit grossartigen Mentoren zusammenarbeiten. Sie haben uns geholfen, unseren Business Case zu schärfen und kritisch zu hinterfragen. Schliesslich muss eine Partnerschaft ja für beide Seiten interessant sein. Nur zwei Monate später konnten wir an der Weltpostrasse einen Rüedu-Container eröffnen. Der zweite folgte einen Monat später.

Können wir Näheres über die Zusammenarbeit erfahren?
Wir platzieren unsere Container auf Flächen, die in der Regel keine Mieterträge generieren. Mit unseren Verkaufsstellen bringen wir ein neues und attraktives Konzept auf die Areale, das sowohl für uns als Mieter als auch für Swiss Prime Site einen Mehrwert bietet.

Was nimmst du aus dem Accelerator Programme mit?
Aus der Teilnahme am Accelerator Programme hat sich für uns eine sehr wertvolle Partnerschaft ergeben. Sie ist für uns strategisch äusserst relevant, da Swiss Prime Site schweizweit über ein grosses Portfolio an besten Lagen verfügt. Mit unseren Mentoren sind wir übrigens noch immer in Kontakt. Die zwei Tage haben zudem echt Spass gemacht!

Und wie geht es weiter?
Wir wollen in andere Regionen der Schweiz expandieren und unsere technologischen Lösungen vorantreiben. Dazu gehört sicher die Weiterentwicklung der App. Künftig sollen unsere Kundinnen und Kunden dort mehr Inhalte wie Aktionen oder Neuheiten finden. Oder durch das Scannen des QR-Codes im Laden weitere Informationen zu Produzenten und Produkten erhalten. Eine weitere Idee ist, die Self-Checkout-Kassen in anderen Anwendungsgebieten zur Reife zu bringen. Diese können beispielsweise in Einkaufszentren, Hotels oder Pop-up-Stores zur personallosen Bewirtschaftung eingesetzt werden.

Rüedu

Das Startup Rüedu wurde im Juli 2020 gegründet. In 18 Quadratmetern grossen Holzcontainern, die sieben Tage rund um die Uhr in Betrieb und via App zugänglich sind, werden in den Stadtquartieren frische und lokale Lebensmittel verkauft.

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Das Startup Accelerator Programme

Im Rahmen des Startup Accelerator Programme arbeitet Swiss Prime Site mit Jungunternehmen aus dem In- und Ausland zusammen. Dank dieser Initiative ergeben sich regelmässig neue Kooperationen, Prototypen und Produkte sowie umfangreiche PoC-Studien, Kundenpartnerschaften und strategische Investitionen.

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