Story-Detail
«Denn, sie ist für alle da»
Das Gebäude ist Arbeitsplatz von rund 550 Mitarbeitenden von Ringier Axel Springer Schweiz, dem 2016 gegründeten Gemeinschaftsunternehmen der Ringier AG und der Axel Springer SE. Das Joint Venture ist das grösste Zeitschriftenhaus der Schweiz und produziert 30 Titel mit 880 Ausgaben pro Jahr. Das moderne Bürogebäude an der Flurstrasse 55 beherbergt auch eine umfassende Auswahl zeitgenössischer Kunstwerke. Ein Rundgang durch eine Ausstellung, die für alle da ist.
Seit 2017 hat die Mehrheit der Mitarbeitenden der Ringier Axel Springer Schweiz ihre Büros in Zürich Altstetten. Innerhalb von zwei Jahren hat Swiss Prime Site für sie aus dem einstmals trostlosen Büro- und IT-Komplex den «Medienpark» erschaffen. Doch, wer denkt, das Gebäude glänze mit seiner Fassade lediglich nach aussen, der irrt! Auf fünf überhohen Stockwerken wurden mittels Fassadeneinschnitten und kluger Anordnung der Büros äusserst attraktive und beliebte Arbeitsplätze geschaffen. Zudem besticht das Innere des Gebäudes, in dem von Ringier Axel Springer Schweiz gemieteten Flächen, durch ein eigens entwickeltes Farbkonzept der Künstlerin Shirana Shahbazi sowie zahlreiche Kunstwerke. Die ausgestellten fast hundert Arbeiten der Sammlung Ringier lassen das Haus innen ebenfalls erstrahlen und regen die Mitarbeitenden im täglichen Kontakt mit ihnen zum Innehalten, Reflektieren und Nachdenken an.
3 000 Kunstwerke in über 30 Jahren
Michael Ringier, dessen Familie der Ringier Medienkonzern gehört, ist ein passionierter Sammler zeitgenössischer Kunst. Bereits in den 1980er Jahren fing er peu à peu an, seine heute rund 3 000 Werke umfassende Kunstsammlung aufzubauen. «Wir versuchen in die Tiefe zu sammeln. Von den in der Sammlung vertretenen Kunstschaffenden haben wir zumeist mehrere Werkgruppen aus verschiedenen Schaffensphasen, die repräsentativ für ihr Oeuvre stehen. Wir begleiten die Kunstschaffenden in ihrer Entwicklung und haben einen wissenschaftlichen Anspruch», erklärt Arthur Fink. Er ist Assistenzkurator bei Ringier und hat den Überblick über die gesamte Kunstsammlung.
Seit 1995 «professionalisiert», gilt heute die Privatsammlung als eine der wichtigsten in der Schweiz. Absolut einzigartig ist der Anspruch von Michael Ringier, Kunst «allen» zugänglich zu machen. Damit sind die Tausende von Mitarbeitenden in allen Standorten und Büros des Konzerns gemeint. Neben dem Sitz im Zürcher Seefeld und dem Medienpark in Altstetten verfügen weitere Standorte über eine beträchtliche Anzahl Kunstwerke in ihren Eingangshallen, Gängen, Sitzungszimmern oder Büros. «Auch wenn Michael Ringier persönlich über jeden Zukauf und jede Leihgabe entscheidet, stehen wir ihm beratend zur Seite», sagt Arthur Fink. Wenn er in der Mehrzahl spricht, meint Fink das kleine Team innerhalb des Familienunternehmens, das sich in Teilzeitpensen oder Vollzeit um die Sammlung und alle damit betreffenden Belange kümmert.
Kunst und Journalismus – Zweieiige Zwillinge
Manch Besucher des Medienparks oder der anderen Ringier-Standorte in der Schweiz mag sich fragen, was Kunst mit Journalismus zu tun hat. Noch viel gewichtiger erscheint die Frage, wie entsprechend wertvolle Kunstwerke in einer aktiven und teilweise hektischen Arbeitsumgebung unbeschadet überstehen können. Arthur Fink winkt zum Letzteren nur ab. «Noch nie sind böswillig Schäden an Kunstwerken entstanden. Dort wo nötig, also wenn zum Beispiel ein grosses Gemälde an einem neuralgischen Durchgangsort steht, wird es mit Plexiglas geschützt. Dadurch soll verhindert werden, dass durch Unachtsamkeit Kratzer oder sonstige Schäden entstehen.»
Die Antwort auf die Frage zur Verbindung zwischen Kunst und Journalismus beantwortet er indes fast schon philosophisch. Gemäss Arthur Fink geht für seinen Chef dieses «Duo» Hand in Hand. Ein Künstler interpretiert das «Heute» in seinem Werk und versucht damit dem zukünftigen Betrachter seine Sichtweise der Welt näher zu bringen. «Kunstschaffende fangen das Weltgeschehen ein, verarbeiten dieses und ermöglichen dadurch der Öffentlichkeit, eine neue Perspektive auf gesellschaftliche Phänomene zu gewinnen. Auch sie reagieren auf das, was uns täglich umgibt», sagt Fink. Gleichzeitig versucht eine Journalistin das Zeitgeschehen aus ihrem Blickwinkel zu verstehen und wolle dem Leser ein stückweit die Welt in all ihrer Komplexität erklären. Dies manifestiert sich dann in einem Text, der in seinem Nukleus einem Bild, einer Skulptur oder Plastik entspricht oder diesen gleichkommt.
Stille Begleiter des hektischen Alltags
Michael Ringier möchte mit seiner Kunst erreichen, dass die Mitarbeitenden des Unternehmens von ihr begleitet und im besten Fall inspiriert werden. Dazu darf die Kunst nicht aufdringlich sein. Beim Rundgang durch den Medienpark fällt dies tatsächlich auch auf. Die Werke sind, obwohl teilweise hochmodern, farbig und auch ausgefallen, nie schrill oder abstossend. «Viele Mitarbeitende empfinden die Kunstwerke als stille Begleiter ihres Arbeitsalltags. Dies ist genau das Ziel von Michael Ringier gewesen», sagt Arthur Fink zufrieden.