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Mit mehr Information zu weniger Leerstand

Rundherum passiert es. Disruptive Entwicklungen erfassen eine Branche nach der anderen und die meisten Unternehmen sehen Märkte um sich herum, die sich in atemberaubendem Tempo transformieren.

Lediglich «bereit sein» oder «mitmachen» ist für Swiss Prime Site keine Option, denn der wichtigste Player im Schweizer Immobilienmarkt will Entwicklungen wie Uber oder AirBnB anstossen und umsetzen. Nicht bloss mitmachen, sondern antizipieren, lautet die Devise. Dass dies nicht einfach eine nette Aussage ist, wie sie sich heutzutage auf praktisch jeder Corporate Website findet, zeigt sich beim Besuch des Workshops von Swiss Prime Site Corporate Ventures, Wincasa und dem deutschen Start-up Tower360 in Zürich.

Julian Vogel und Chakra Banerjee sehen so aus, wie man sich die typischen Jungunternehmer im IT-Bereich vorstellt. Banerjee Smart Casual und Vogel im Strickpullover. Ihre Vita liest sich passend dazu: Studium, erste Unternehmensgründungen und nun der Durchbruch mit ihrem Projekt Tower360. Kennengelernt haben sich die beiden im MBA-Programm an der Wharton Business School in Pennsylvania. Seither arbeiten sie gemeinsam an ihrer Idee, die Immobilienverwaltung und -vermietung so richtig aufzumischen.

Marcel Denner, Head Corporate Ventures & Development bei Swiss Prime Site, begrüsst die Anwesenden herzlich. Man ist per Du, die Stimmung ist entspannt, obwohl Grosses ansteht. Denner hat sie Anfang des Jahres über sein Netzwerk an der Universität St. Gallen kennengelernt. Sie zeigten ihm ihre Software, die mit einer Cloudlösung und einer App das Mieten und Vermieten von Immobilien radikal zu vereinfachen verspricht, und er erkannte sofort das Potenzial für die Swiss Prime Site Gruppe. Bisher war Tower360 mit der Idee erst in Deutschland unterwegs, ein paar kleinere Kooperationen sind erfolgreich umgesetzt worden. Nun soll der Start in der Schweiz den Einstieg ins grosse Geschäft ermöglichen. Dazu Marcel Denner: «Die Nutzung dieser Möglichkeiten ist nicht nur eine wichtige Ergänzung und Weiterentwicklung unseres Kerngeschäfts. Wir lernen in der Zusammenarbeit mit einem so erfolgreichen Start-up auch viel für unsere eigenen Aktivitäten im Bereich Ventures.»

«Einen Tesla für 100 000 Euro oder eine Eigentumswohnung für ein 1 Million kann ich ohne grosse Interaktion online kaufen. Doch das Anmieten einer kleinen Wohnung für 1000 Euro pro Monat ist auch im Jahr 2017 noch eine umständliche Sache. Muss das so sein?», fragt Julian Vogel. Damit benennt er den wunden Punkt der ganzen Branche. Das wissen auch die beiden anwesenden Experten von Wincasa. Handschriftliche Formulare, Excelsheets und das gute alte Faxgerät sind heute noch die Arbeitsinstrumente im Alltag von Immobilienverwaltern. Die Rolle, die ein Immobilienverwalter als Zwischenglied von Inhaber und Mieter spielt, scheint gefestigt, doch ist die ganze Abwicklung ebenso kompliziert wie mühsam. Doch hatten wir nicht genau so eine Situation bei Ferienwohnungen? Bei Taxidienstleistungen? Wenn in der Immobilienverwaltung eine Revolution wie bei AirBnB oder Uber ansteht, dann soll Wincasa ein First-Mover sein.

«Datensilos und fehlende Verknüpfung von bestehenden Informationen sind die Krux der aktuellen Situation», weiss auch Sandro Principe, CTO von Wincasa und verantwortlich für die digitale Transformation des Schweizer Branchenleaders im Bereich Immobilienverwaltung. «Wir sind zwar sehr gut im Datenmanagement, wenn wir uns mit den Playern unserer Branche vergleichen, doch noch meilenweit weg vom Möglichen.» Es entsteht ein reger Austausch im Workshop; man diskutiert langfristige Ziele und mittelfristige Massnahmen, langjährige Strategien und bald umzusetzende Massnahmen. Denn allzu viel Zeit will sich offenbar niemand der Anwesenden mehr lassen. Die Zusammenarbeit sieht eine erste Zeit der Exklusivität für Swiss Prime Site und Wincasa vor – und die will genutzt sein!

Der Plan sieht vor, zuerst das Leerstandsmanagement für Gewerbeobjekte mittels Tower360 zu optimieren. Weniger Leerflächen durch mehr Information – ein Versprechen, das bei Eigentümern wie Verwaltern auf grosses Interesse stösst und das Start-up in den bisherigen Testmärkten bereits eingelöst hat. Es sollen Industrie- und Retailobjekte, dann der Wohnungsbereich folgen. Schritt für Schritt soll das Ökosystem wachsen, bestehende Software verbinden, integrieren und schliesslich ablösen.

Am Ende der intensiven Diskussion stehen Handschlag und Vertragsunterzeichnung. Alle sind begeistert ob der Möglichkeiten, haben aber auch gehörigen Respekt vor dem, was noch vor ihnen liegt. Vor dem Rückflug nach Hamburg bleibt bei der Verabschiedung für Chakra Banerjee eigentlich nur noch eine dringende Frage: «Wo können wir hier einen richtig guten Burger essen?»

Tower 360

Big Data, grosse Datenmengen, bieten grosse Möglichkeiten. Leider auch diejenige, sich als einzelner Mitarbeitender in einer Grossfirma darin zu verlieren. Das deutsche Start-up Tower360 hat seine Idee, die in der Immobilienverwaltung anfallenden grossen Mengen an Daten aus verschiedensten Quellen einfach und gut aufbereitet verfügbar zu machen, bis kurz vor Marktreife entwickelt. In ein paar lokalen Anwendungen in deutschen Pilotprojekten konnten die beiden Gründer Julian Vogel und Chakra Banerjee Erfahrungen sammeln. Den eigentlichen Durchbruch wollen sie in enger Partnerschaft mit Wincasa schaffen, vorerst exklusiv in der Schweiz.

Alle relevanten Daten für Verwalter, Inhaber, Mieter und andere Anspruchsgruppen werden in Echtzeit auf Dashboards zusammengestellt und ermöglichen so rasche und richtige Entscheide. Es wird nicht nur Arbeitszeit gespart, mit den richtigen Daten sinken auch die Leerstandsquoten und steigt der Akquisitionserfolg. Das zeigen aussagekräftige Studien genauso wie die Resultate von Pilotprojekten.

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