Story-Detail

Ein Quantum Mut

Nur wenige Industrien sind für den modernen Menschen elementarer als die Immobilienwirtschaft. Jeder fünfte Arbeitsplatz lebt von ihr, respektive für sie. Liegenschaften bestimmen unser Gesichtsfeld, wann immer wir uns im urbanen Raum aufhalten.

Gebäude sorgen für die Befriedigung grundlegender Bedürfnisse in unserem Alltag. Eine einzigartige Wohnung, ein urbanes Quartier mit belebten Geschäfts- und Büroflächen zu erschaffen, Arbeits- und Lebensräume zu generieren, das sind die Ziele von Immobilienunternehmen wie Swiss Prime Site, wo ich seit nun über zwei Jahrzehnten tätig bin. Von Beginn weg haben wir uns darauf fokussiert, Lagen zu machen und qualitativ hochstehende Lebensräume für unsere Kunden und die Allgemeinheit zu gestalten. Wir sind natürlich nicht die Einzigen, die diesem Kredo folgen. Ich bin überzeugt, dass dies für die Mehrheit der Immobilienentwickler und -investoren in der Schweiz gilt.

Bei der Planung des Prime Tower waren wir fest davon überzeugt, dass Unternehmen nach effizienteren und somit auch preisgünstigeren Flächen suchten und auch bereit waren, sich dafür aus dem angestammten Zentrum zu verschieben.

Um die erwähnten Ziele erreichen und entsprechende Erfolge vorweisen zu können, braucht es jedoch ein weiteres – alles umhüllendes – Element: Mut. Mut, um die Geschehnisse am Markt zu analysieren und zu hinterfragen, Bedürfnisse der Kunden und Defizite in Systemen zu erkennen, Chancen wahrzunehmen und noch mehr den Mut, Risiken bewusst, aber kalkuliert, einzugehen. Nur so entstehen schliesslich Innovationen, denn diese zeichnen sich ja gerade dadurch aus, dass nicht auf Vergleichbares zurückgegriffen werden kann. Rückwirkend betrachtet mag es vielleicht so erscheinen, dass es 2008 – mitten in der Finanzkrise – geradezu unternehmerisches Hasardeurentum war, das höchste Bürogebäude der Schweiz im dannzumal noch sehr industriell geprägtem Zürcher Kreis 5, zu erstellen. Dies war mitnichten der Fall. Wir waren damals fest davon überzeugt, dass Unternehmungen und Konzerne nach effizienteren und somit auch preisgünstigeren Flächen suchten und auch bereit waren, sich dafür aus dem angestammten Zentrum zu verschieben. Heute ist der Prime Tower und das dazu gehörende Maag-Areal zu einem Leuchtturm bzw. Vorzeigestandort geworden, welcher weit über die Grenzen des Quartiers und sogar der Stadt hinaus bekannt und begehrt sind. Eine liebens- und lebenswerte Umgebung mit Wohnungen, Geschäften, Büros, Gastronomie, Unterhaltung und Kultur. Ein neuer Lebensraum ist entstanden.

Diese Haltung, aktiv nach Defiziten der Gegenwart Ausschau zu halten, und mit Weitsicht Lösungen für die Zukunft zu antizipieren muss der Motor einer erfolgreichen Immobilienindustrie sein. Verschiedene unserer Entwicklungsprojekte der letzten paar Jahre illustrieren dies. In demodierten Büro- und Verwaltungsgebäuden haben wir moderne Stadt- und Businesshotels (Motel One) implementiert, weil es bis dahin dafür schlicht kein Angebot gab. Als die «Digital Economy» nach Lösungen für die boomende Start-up-Szene lechzte, haben wir flexible Mietflächen erstellt, die den Kleinunternehmen beinahe beliebiges Wachstum ermöglichen (YOND). In Zeiten von Klimaerwärmung investieren wir in die Entwicklung von Immobilien, welche nicht nur null Emissionen verursachen, sondern zusätzlich Energie produzieren und abgeben können (JED).

Aktuell sind wir als Individuen durch eine Viruspandemie herausgefordert. Unternehmen (re)positionieren sich und stellen sich für die Zukunft neu auf. «Resilienz» ist das Schlagwort der Stunde. Dazu gehört auch, die finanziellen Mittel zu konzentrieren und klug zu investieren. Mit massgeschneiderten Lösungen kann die Immobilienbranche Industriepartnern helfen, die Liquidität auf Investitionen in das Kerngeschäft zu fokussieren. So investieren wir unsererseits in unser Kerngeschäft Immobilien und erstellen beispielsweise im Stücki Park in Basel Labor- und Forschungsgebäude für die Pharmaindustrie. Auch aus der Not entsteht also mit Mut eine klassische Win-Win-Situation, die allen hilft.

Dieses «Mindset» bestehend aus den Elementen: Antizipieren der Marktbedürfnisse, Innovationskraft und kalkulierte Risikobereitschaft ist integraler Bestandteil unserer Industrie-DNA. So werden wir auch in Zukunft einen Mehrwert für die Gemeinschaft erbringen. All das geht aber nicht ohne ein Quantum Mut!

Diese Gastkolumne ist im Original in der Sonderbeilage «Immobilien Mai/Juni 2020» von Finanz und Wirtschaft erschienen.    

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