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Motel One: Zürichs i-Tüpfchen. In Türkis.

Ein Budget-Designhotel mit 400 Betten im Herzen von Zürich. Diese Nachricht hat schon vor der Eröffnung vor einem Jahr Wellen geschlagen. Touristen konnten es kaum erwarten, Medien und Hoteliers waren neugierig. Wie verliefen die ersten zwölf Monate? Konnten die Erwartungen erfüllt und die Zweifel zerstreut werden? Wir treffen uns mit Urs Vogel, dem Hotel Manager, und ziehen Bilanz.

Das erste, was im Motel One auffällt: Hier gibt es unendlich viele Sitzmöglichkeiten. Ob in der Bar oder im Lounge-Bereich, überall stehen Sessel, Sofas, Hocker; mit Tisch oder ohne. Und überall sieht es ein bisschen anders aus; das Design ist überwältigend. Wir können uns kaum entscheiden, wo das Gespräch stattfinden soll. Also setzen wir uns erst einmal an einen Tisch mit Blick auf den Zürichsee – als Ausdruck an der Wand, versteht sich. Darauf werden wir noch zu sprechen kommen. Jetzt wollen wir erst einmal einen Blick zurückwerfen. Herr Vogel, wie lief das erste Jahr für Motel One in Zürich?

«Es war ein spannendes und erfolgreiches Jahr. Die wirtschaftlichen Ziele wurden übertroffen und alles, was ich mir persönlich vorgenommen habe, habe ich erreicht», sagt der Hotel Manager sichtlich zufrieden. Aber war der Eintritt einer günstigen deutschen Hotel-Marke in der Schweiz nicht eine Herausforderung, schon rein kommunikativ? «Wir hatten den Vorteil, dass im Vorjahr bereits in Basel ein Motel One eröffnete. Die Marke war also nicht ganz neu und wir konnten von den Erfahrungen der Kollegen profitieren», so Vogel. «Ausserdem half es uns, dass ich als Schweizer das Hotel führe. So konnte ich auf Branchentreffen viel einfacher auf die Manager anderer Hotels zugehen.»

Zu viele schöne Ecken hat das Motel One. Deshalb verlassen wir die Lounge und gehen Richtung Rezeption. Hier checkt wohl gerade eine Reisegruppe ein. An die zehn Koffer stehen vor dem Tresen. Herr Vogel, waren schon einmal alle 400 Zimmer ausgebucht? «Ja, immer wieder. Vor allem an Event-Wochenenden wie dem Zürcher E-Prix waren wir voll belegt. Zusätzlich kommen die Städtetouristen an den Wochenenden und unter der Woche natürlich viele Geschäftsleute.» Die meisten Gäste sind Deutsche, gefolgt von Schweizern. Jung und Alt, Familien und Singles, Geschäftsleute und Privatreisende. Und sie bleiben durchschnittlich ein bis zwei Nächte. «Das ist typisch fürs Motel One», erklärt Vogel. «Unser Hotel ist in den verschiedenen Städten Europas Ausgangspunkt für Ausflüge. Und nach ein, zwei Tagen ziehen die Touristen weiter.»

Das leuchtet ein, schliesslich überzeugt die zentrale Lage in der Nähe des Paradeplatzes und des Sees vor allem diejenigen, die die Stadt erkunden wollen oder geschäftlich hier zu tun haben. «Alle Sehenswürdigkeiten befinden sich quasi vor der Tür», so Vogel. Auch das Gebäude an sich ist einen Besuch wert. Beherbergte es doch vor vielen Jahren ein Telegrafenamt, später die Selnaupost und zuletzt eine Bank. «Bereits vor Jahrzehnten wurden drei Gebäudeteile zu einem Ensemble verbunden», erklärt Vogel. «Und als Swiss Prime Site dann zuletzt aus der Bank das Motel One machte, geschah dies in enger Zusammenarbeit mit dem Heimatschutz, denn die Immobilie ist denkmalgeschützt.»

Was schätzen die Gäste neben der zentralen Lage am Motel One? Da muss der Hotel Manager nicht lange überlegen. «Das Design, die Freundlichkeit unseres Servicepersonals und das faire Preis-Leistungsverhältnis.» Woher er das so genau weiss? «Ich schaue mir mehrmals täglich die Auswertung unserer Gästebefragungen an. Das gehört zum Alltagsgeschäft.» Der Gast steht also im Mittelpunkt? «Für mich stehen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Mittelpunkt. Sind sie zufrieden, spürt es auch der Gast. Insofern bin nicht ich der Gastgeber, sondern alle, die hier im Motel One arbeiten.»

Wir ziehen weiter und lassen uns an der Bar nieder. Die Deckenkonstruktion ist dort mit Blattgold veredelt und stellt eine zerknitterte Schoki-Verpackung dar. «Schokolade ist eines von drei Design-Themen, die wir hier im Zürcher Motel One spielen», erklärt Vogel. «Das zweite Thema ist der Zürichsee, wie Sie in der Lounge gesehen haben. Das unterstreichen wir mit den Booten der Firma Boesch, die ebenfalls unverwechselbar mit dem Zürichsee in Verbindung stehen. Vielleicht haben Sie die Schiffsschrauben gesehen, die bei uns in der Lounge angebracht sind. Als drittes Design-Motiv haben wir die Schweizer Berge, die als Relief die Rezeption und in den Zimmern den Kopfteil der Betten schmücken.»

Jedes Haus trägt zur Marke Motel One bei und ist designmässig trotzdem individuell. Das Türkis als Farbelement zieht sich an allen Standorten bis zum Dresscode durch. Und doch sieht jedes Motel One anders aus. «Wir haben Fans, die zu fast jeder Neueröffnung eines Motel Ones pilgern. Sie sind neugierig auf das jeweilige Konzept und wollen die ersten sein, die in einem nagelneuen Hotelbett schlafen», erzählt Vogel.

Design als Verkaufsargument. Das war nicht immer so. Früher zielte das Motel One knallhart auf den Preis. «Das reicht uns jetzt nicht mehr», so Vogel. «Unser Motto lautet: Like the Price. Love the Design.» Auch die Bar scheint gut ausgestattet. «Ja, sie ist nicht nur bei unseren Hotelgästen gefragt. Auch von ausserhalb kommen die Leute auf einen Drink oder Feierabend-Apéro vorbei. Wir stehen für eine gute Gin-Auswahl, die wir im kommenden Jahr auf etwa 40 verschiedene Sorten erweitern wollen.» Apropos nächstes Jahr. Was steht an? Worauf freut sich der Hotel Manager, wenn er auf die nächsten Monate blickt? «Zuerst einmal wollen wir natürlich unsere Auslastung weiter erhöhen. Das heisst auch, aus dem Kundenfeedback lernen und immer noch ein Stück besser werden», sagt Vogel. «Besonders freut es mich, endlich eine Vergleichsbasis zu haben. Ich kann jetzt das zweite mit dem ersten Jahr vergleichen und schauen, ob wir an den Erfolg anknüpfen konnten und in welchen Bereichen wir vielleicht besser wurden. Denn in der Branche selbst habe ich kaum Vergleichsmöglichkeiten. Die Spitzenhotellerie in der unmittelbaren Nähe spielt in einer anderen Kategorie. Das Nachbarhotel hat lediglich 28 Zimmer. Ein Vergleich wäre also unrealistisch.»

Wir verlassen die Bar und treten hinaus in den imposanten Innenhof. Hier geniessen einige Gäste die Sonne bei einem Gin Tonic. Eine Insel der Ruhe Mitten in Zürich. «Am Morgen kann man hier draussen wunderbar frühstücken», erklärt Vogel. Das «Zmorge» im Motel One soll ja sehr gut sein, hört man. So gut, dass auch Gäste von ausserhalb gern kommen. «Stimmt», bestätigt Vogel. Und dass das so ist, ist kein Wunder: Für 18 Franken gibt es vom Weggli bis zum Emmentaler alles, was das Schweizer Herz begehrt. Denn auch kulinarisch sind die einzelnen Motel One-Häuser auf die jeweiligen Länder abgestimmt.

Wir spazieren Richtung Ausgang, vorbei an Motel One-gebrandeten Trottinetts, die sich die Gäste für ihre Tour durch Zürich ausleihen können. Ob wir eine Runde drehen dürfen? «Normalerweise gern. Aber die sind bereits alle reserviert.» Sogar die Trottinetts sind ausgebucht? Nicht schlecht für ein Hotel, das vor gerade mal einem Jahr seine Eröffnung gefeiert hat.

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