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Chef(in) für ein Jahr

Schülerinnen und Schülern Lust aufs Unternehmertum zu machen, das ist das Ziel des Company Programms von YES (Young Enterprise Switzerland). Teilnehmende aus der ganzen Schweiz waren ein Jahr lang an der Arbeit, nun fand am 25. und 26. Mai das Finale im HB Zürich statt. Noémie Sasse, CEO der Wirtschaftsbildungsorganisation, führt uns durch die Ausstellung, die in diesem Jahr fast so trendig wie eine Food-Messe daherkommt.

Ob Salz zum Sieg führt? Die Chancen stehen nicht schlecht. Denn gleich drei Jungunternehmen haben sich in den vergangenen zwölf Monaten mit fast nichts anderem beschäftigt. Sie mussten ein erfolgversprechendes Produktkonzept kreieren (hawaiianisches Vulkansalz, handgeschöpftes Waadtländer Salz oder doch eine Schweizer Gourmetsalzmischung?), einen Businessplan aufstellen und sich um Buchhaltung und Marketing kümmern.

Heute, einen Tag vor dem grossen Finale, geben die 25 besten Jungunternehmer noch einmal alles. Im Hauptbahnhof Zürich stellen sie sich, ihre Produkte und Dienstleistungen vor. Gemeinsam mit Noémie Sasse schlendern wir durch die Ausstellung. Wir sehen Pasta in verschiedenen Geschmacksrichtungen, Gewürzmischungen, Kaffee, Risotto, aromatisierte Sprudelgetränke … alles biologisch hergestellt. Ja, man könnte glauben, bei YES handele es sich um eine Food-Messe. «Stimmt», lacht Sasse. «Vor fünf Jahren waren Rucksäcke in. Dann gab es ein Jahr, in dem sich mehrere Gruppen auf bedruckte Shirts fokussiert haben. Und jetzt zeichnet sich der generelle Trend um nachhaltige, regionale Lebensmittel natürlich auch bei uns ab.» Wir wollen es genau wissen und machen Halt bei Cilia, Luca, Sereina und den beiden Ladinas von Salerva. «Wir bieten Waadtländer Bergsalz mit Bündner Kräutern an», erklärt Ladina Lochner, die sich um die Finanzen des Miniunternehmens kümmert. «Wir wollten ein regionales Produkt auf den Markt bringen, das leicht herzustellen ist. Ausserdem wird Salz immer gebraucht, die Nachfrage bleibt also konstant. Und nicht zuletzt wollten wir auch gerne ein Produkt entwickeln, das sich als Geschenk eignet.»

Beim Gespräch mit den Schülern merkt man, wie durchdacht ihre unternehmerischen Aktivitäten sind. Kein Wunder, schliesslich haben sie etwa zehn Stunden pro Woche daran gearbeitet, am Geschmack herumjustiert oder am Logo gefeilt, Lieferantenbeziehungen geknüpft und den Webshop programmiert. «Es ist schon viel Arbeit», gibt Ladina Dürst, CEO von Salerva, zu. «Aber wir hatten auch sehr gute Unterstützung. Zum einen von unserem Lehrer, zum anderen von unserem «Götti», einem Coach, der selbst auch Unternehmer ist und deshalb die Besonderheiten der Wirtschaft aus eigener Erfahrung kennt.» Wichtige Grundlagen für ihr Business lernen die Jungunternehmer zudem bei Workshops und Trainings, die von Unterstützern wie Swiss Prime Site durchgeführt werden.

Das klingt fast zu schön. Gab es keine Momente des Zweifelns, keine Rückschläge? «Doch», verrät Cilia Kessler, bei Salerva zuständig für die Administration. «Für unser Kräutersalz hatten wir anfangs falsche Etiketten gedruckt. Da stand drauf, dass das Salz aus dem Wallis stammt, dabei ist es aus dem Waadtland. Das war extrem ärgerlich, aber im Nachhinein auch gut. Wir haben daraus gelernt.» Verschmerzbar, wenn die Höhepunkte überwiegen. So wurde Salerva regionaler Sieger in der Ostschweiz und durfte zur Europäischen Handelsmesse nach Litauen fahren. «Ein echtes Highlight», sind sich die fünf einig. Und jetzt stehen sie nicht nur im Finale, sondern sind zudem für den Spezial-Award im Bereich Nachhaltigkeit nominiert.

«Bei unserem Company Programm ist natürlich jeder ein Gewinner – aber es ist auch ein Wettbewerb», erklärt Sasse, während wir weitergehen. «In diesem wird die Gesamtleistung bewertet. Also: Wie tritt das Unternehmen nach aussen auf? Wie gestaltet sich die Lieferkette? Wie schlüssig ist der Businessplan? Und nicht zuletzt: Hat die Finanzplanung Hand und Fuss? In der Jury sitzen neun Personen aus der Wirtschaft sowie ein Fachhochschul-Dozent und drei Alumnis. Herausragende Leistungen auf einem bestimmten Gebiet werden zudem mit den Spezial-Awards ausgezeichnet.» So vergibt Swiss Prime Site einen Preis für das überzeugendste Marketing- & Sales-Konzept. «Wir werden uns Zeit nehmen und alle Finalisten genau anschauen», so Nicole Stamm, Head Event Management bei Swiss Prime Site, inmitten der Ausstellung. «Noch ist alles offen.»

Wir stehen vor dem Stand von Vincent, Kai, Armel und Marc. Ihre Geschäftsidee: Handgemachte Tagliatelle in verschiedenen Geschmacksrichtungen, deren Verpackung das Konterfei einer berühmten Person aus der Zürcher Geschichte ziert. Regionalität ist das zentrale Verkaufsargument von ZüriPasta. Und das kommt an. «Für unseren Stand am Weihnachtsmarkt hatten wir 200 Packungen Pasta vorbereitet», erzählt Marc Bartels, CTO des Miniunternehmens. «Wir hätten doppelt so viel verkaufen können. Das ist natürlich schön. Aber in dem Moment haben wir uns einfach nur über unsere Fehlplanung geärgert.» Dafür sei die ZüriPasta nun im Jelmoli FOOD MARKET erhältlich. Auch eine Degustation durften die vier Schüler der Kantonsschule Hottingen dort durchführen.

Erfahrungen, aus denen die Schülerinnen und Schüler schon jetzt lernen, um sie später im Berufsleben zu vermeiden. «Das Hauptziel ist es, unsere jungen Menschen die Wirtschaft erleben zu lassen und entsprechende Fähigkeiten zu schulen», erklärt Sasse. «Dafür gründen die Schüler reale Unternehmen, die mit echten Produkten und Dienstleistungen auf dem Markt bestehen müssen. Sie lernen ihre Stärken kennen und können später ihre berufliche Entwicklung in diese Bahnen lenken. Einzelne werden sich sicher selbstständig machen oder einen Familienbetrieb weiterführen. Aber auch alle anderen Alumnis profitieren von dem, was sie gelernt haben: unternehmerisch zu denken und zu handeln. Denn das ist in jeder Funktion und Firma wertvoll.»

Alumni – so heissen die ehemaligen Programmteilnehmer. Und auch Noémie Sasse gehört zu ihnen. «Ich habe damals 2006/2007 mit meiner Gruppe eine Agenda inklusive Etui entwickelt», erzählt sie und lacht. «Irgendwo im Estrich liegt wahrscheinlich noch ein Prototyp.» Während ihres Pädagogikstudiums hat sie für YES gearbeitet und wurde dann gefragt, ob sie sich nicht vorstellen könne, die Organisation zu leiten. Konnte sie. Mittlerweile hat sie schon tausende Schüler durch ihr Unternehmerjahr begleitet. Was gefällt ihr besonders daran? «Es ist immer wieder faszinierend, wie sich die Schüler persönlich weiterentwickeln. Am Anfang sind sie oft noch unsicher und jetzt stehen sie hier und verkaufen voller Überzeugung ihre Produkte.» Auf ihren diesjährigen Favoriten angesprochen, zögert Noémie Sasse. «Nein. Nein, da kann ich mich jetzt wirklich nicht festlegen», sagt sie nach einer Weile. «Gerade dieses Jahr haben wir eine wirklich starke und breite Spitze.»

Am Abend des 26., nach zwei langen und anstrengenden Messetagen, steht fest: Der Gewinner heisst ZüriPasta. Nicht nur die herausragenden Verkaufszahlen und das solide Vertriebsnetz haben die Jury überzeugt. Auch der beeindruckende Auftritt, die Regionalität der Produkte und die Organisation haben zum Gewinn beigetragen.

Das Rennen um den von Swiss Prime Site gesponserten Award «Best Marketing & Sales» haben die Schülerinnen und Schüler des Kollegiums Heilig Kreuz in Freiburg mit ihrem Miniunternehmen «Epices vo hie» gemacht. Die Jungunternehmer stellen Gewürzmischungen nach traditionellen Schweizer Rezepten her, die Namen wie «Chrütlischwur», «VacheEcht» oder «Grüenzüüg» tragen. Ihre Produkte vertreiben sie online, auf Märkten und in Feinkostläden in der Region Freiburg. Zu jeder Gewürzmischung liefern sie zudem die passende Rezeptidee. Der Onlineauftritt und die attraktive Gestaltung von Verpackung und Marketingmaterial überzeugen durch ein zeitgemässes und einheitliches Design. Dieses setzen «Epices vo hie» auch in der Präsentation ihrer Produkte und in ihrem Messeauftritt professionell in Szene. «Die Klarheit ihrer Botschaften, die Passion und Hingabe der Schülerinnen und Schüler sowie die diversifizierten Vertriebsmassnahmen sind beispielhaft», so Markus Waeber, Head IR & Corporate Communications von Swiss Prime Site. «Wir freuen uns, den Nachwuchs von morgen zu unterstützen. Deshalb sind wir auch eine Hauptförderin von YES.»

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