Story-Detail

Fensterwechsel im Höhenflug

Ganze 126 m und 36 Stockwerke ist der Prime Tower hoch. Ausgerechnet im 34. Stock muss ein kaputtes Fenster ersetzt werden – also fast an der Turmspitze. Höhenangst ist hier fehl am Platz.

Stahlblauer Himmel, praktisch windstill – die Bedingungen für die zwei aus München angereisten Spezialisten sind an diesem 22. März perfekt. Das traumhafte Wetter am Reparaturtag ist aber alles andere als ein glücklicher Zufall. Vielmehr ist es das Resultat akribischer Planung und eine unabdingbare Voraussetzung, um überhaupt mit der Fassadenbefahranlage an den Aussenwänden des Prime Towers zu arbeiten. Denn bei Regen, Schnee, Kälte oder Wind wäre dieses Unterfangen viel zu gefährlich. Dass man sich für einen Fensterwechsel überhaupt in solch schwindelerregende Höhen begeben muss, hat einen ganz einfachen Grund: Die Fenster des Prime Towers sind grösser als die Öffnungen in der Fassade – sie lassen sich also nur von aussen montieren.

Fünf Personen sind an diesem spektakulären Prozedere beteiligt. Neben den beiden Männern im Aussenlift sind zwei weitere im Gebäudeinneren am Werk – natürlich sind sie alle professionell gegen Absturz gesichert. Eine fünfte Person koordiniert das Geschehen von unten. Damit der Fensterwechsel auch für die Passanten, die dreissig Stockwerke weiter unten spazieren, eine sichere Sache bleibt, haben die Spezialisten den Platz vor dem Prime Tower abgesperrt.

Auch wenn es auf den ersten Blick nur wie ein kleines Puzzleteil aussieht, weist ein einzelnes Fenster von Nahem betrachtet imposante Masse auf. Mit einer Höhe von 3,35 und einer Breite von 1,35 Metern und 20 Zentimetern Dicke hat es mit einem gewöhnlichen Fenster nicht mehr viel zu tun – von den 350 Kilogramm Gewicht ganz zu schweigen.

Mit riesigen Saugnäpfen wird das Fenster von innen gelöst und vorsichtig von den beiden Männern im Metallkorb auf der Aussenseite entgegengenommen. Auf umgekehrtem Weg findet der Ersatz durch das neue Fenster statt. Dass ein Fenster ersetzt werden muss, kommt übrigens eher selten vor. Aus 4 400 Fenstern besteht die Fassade und gerade mal zwei bis drei davon werden pro Jahr ausgewechselt – dieses Mal wegen eines kleinen Spannungsrisses. Gut möglich also, dass es noch ein Weilchen dauert, bis sich die nächsten Mutigen nach oben wagen müssen.

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