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10-Millionen-Schweiz: ­Lösungsansätze für die Immobilienbranche

Die Schweizer Bevölkerung nähert sich der 10 Millionen-Grenze. Dieses Wachstum dürfte zu einem guten Teil durch Zuwanderung erfolgen.

Die Diskussion um das Bevölkerungswachstum führt meist direkt zum Thema Wohnraum – und damit zu Immobilien. Entsprechend möchten wir als Branche einen grossen Beitrag leisten, um diese zu attraktiven Mieten zur Verfügung zu stellen – und damit eines der zentralen Problemfelder in der Diskussion zu entschärfen. 

Dies sind unsere zehn Denkansätze, wie wir dies schaffen können:

1. Dynamik des Bevölkerungswachstums nutzen. Ein gesundes Bevölkerungswachstum – und damit meinen wir nicht die illegale Immigration – sollten wir akzeptieren, da es eine Realität ist. Lamentieren nützt nichts. Unser Erfolg sichert unseren Wohlstand und dieser braucht die besten Köpfe. 

2. Raumplanung überregional gestalten. Die Bevölkerung wächst mit der Wirtschaftskraft vor allem in den Städten und den Agglomerationen. Hier gilt es, Verdichtung und Durchmischung proaktiv zu fördern, um Lebensraum für alle zu schaffen und Wege zu verkürzen. 

3. Verfahren standardisieren und entpolitisieren. Wir müssen Bewilligungsverfahren verkürzen, da sie viel zu langwierig und kompliziert geworden sind und so die Bauaktivitäten hemmen. Gestaltungspläne werden zu häufig politisch gefärbt debattiert und blockieren die Schaffung von dringend benötigtem Wohnraum.

4. Ein Preisschild für Rekurse. Wir sind Weltmeister im Rekurrieren – auch weil es zu einfach ist. So werden häufig vordergründig Denkmal- oder Heimatschutz geltend gemacht oder «übergeordnetes» Interesse gemäss dem Verbandbeschwerderecht. Sind das aber immer die wirklichen Gründe? Und warum sollen Rekurse nichts kosten?

5. Kompetenzen hinterfragen. Gemeinden sollten als bürgernächste Einheit mehr Kompetenzen erhalten. Der Ortsbildschutz «ISOS» sollte auf wirklichen Mehrwert ausgerichtet und die Zuständigkeiten zwischen Bund und Kanton dabei klar aufgeteilt werden.

6. Lärmschutz. Beim Lärmschutz sollten gesetzliche Rahmenbedingungen eine einheitliche Grundordnung schaffen und die Rechtsprechung einer klaren Logik folgen. In einer Stadt herrscht ein höherer Lärmpegel als auf dem Land. Unsere Städte werden immer mehr zu «Flüsterparadiesen» und verlieren damit das, was eine Stadt ausmacht.

7. Intelligente Infrastruktur. Lokal und gut erreichbar – idealerweise gestalten wir so unseren Lebensraum. Dabei heisst es, Wohn- und Arbeitsquartiere zu durchmischen – z.B. in Form von Areal-Charakter – und die entsprechende Infrastruktur wie Schulen, Grün- und Gastronomieflächen sowie den öffentlichen Verkehr so effektiv wie möglich zur Verfügung zu stellen. Wichtig ist, bereits bei der Planung an Kapazitäten für zusätzliches Wachstum zu denken.

8. Hochbau als Nachhaltigkeitsinstrument. Höher bauen, mag Schatten werfen, aber es ist eines der nachhaltigsten Instrumente, um mehr Platz für alle in den Zentren zu schaffen und weniger Flächen zu versiegeln. Architektonisch ansprechende Gebäude können sich als Wahrzeichen entwickeln.

9. Langfristig planen. Beständig ist nur der Wandel – unsere Ansprüche an Gebäude haben sich über die Zeit stark verändert. Immobilieneigentümer müssen langfristig denken und Lebensräume schaffen, wo die Menschen sich gerne aufhalten; diese Flächen sollten zukünftig, aber auch ressourcenschonend angepasst und nachhaltig betrieben werden können, wenn Bedürfnisse sich ändern.

10. Tragfähige Mehrheitslösungen finden. Diskussionen sind ohne ideologische Verblendung zu führen. Zentrale Frage bei neuen Lösungsansätzen: Was benötigen wir wirklich für die Lebensqualität in unserem Land? Lösungen mit Nutzen für eine grosse Mehrheit sind Partikularinteressen für eine Minderheit vorzuziehen.

Nachhaltigen Lebensraum für eine 10 Millionen-Schweiz zu gestalten, ist nicht unmöglich, bedingt aber ein Umdenken bei Politik, Behörden, Investoren und Bevölkerung – kurzum bei allen Menschen, die Teil dieser Entwicklung und damit auch Teil der Lösung sind.

Dieser Artikel wurde im Rahmen der NZZ Verlagsbeilage «Real Estate Days» 2024 publiziert und bezieht sich auf die immobilienkonferenz NZZ Real Estate Days zum Thema «Lösungsansätze der Schweizer Immobilienbranche für eine 10-Millionen-Schweiz».

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