Story-Detail

Outlook 2020

Welche Themen und Trends beschäftigen uns im Geschäftsjahr 2020? In unserem diesjährigen Outlook befassen wir uns mit den konjunkturellen Erwartungen sowie den Aussichten für die Immobilienwirtschaft.

Konjunktur

Das Jahr 2019 brachte bei manchen Unsicherheitsfaktoren, die bereits Ende 2018 ausgemacht wurden, keine Entspannung. So blieben die internationalen Handelsbeziehungen durch Konflikte zwischen wirtschaftlichen Grossmächten belastet. Die eingeführten Strafzölle sind ein Rückschlag für den freien und fairen Handel. Im September 2019 war ein markanter Anstieg der Repo-Sätze zu verzeichnen. Solche Entwicklungen bieten oft wertvolle Hinweise, um bestimmte Parameter kritisch zu hinterfragen. Hinzu kommt noch, dass die weltweiten Verschuldungstendenzen anhalten. Der Brexit wurde besiegelt: Seit Februar 2020 ist Grossbritannien nicht mehr Mitglied der Europäischen Union. Unsicherheiten zu den Folgen aus diesem EU-Austritt bleiben bestehen, und manche Fragen müssen während der elfmonatigen Übergangsphase geklärt werden.

2020 ist mit globalen Abkühlungsrisiken (z. B. Pandemie) zu rechnen. Mittelfristig werden jedoch positive Impulse erwartet.

Zinsen

Die Zins- und Währungsentwicklungen spiegeln einmal mehr die Veränderungen in der volkswirtschaftlichen Stimmung. Verschiedene Faktoren und die Konjunkturaussichten schränken die geldpolitischen Freiheitsgrade der Notenbanken ein. Die Fed schlug zwar seit Ende 2015 mit mehreren Zinsschritten den Pfad zur geldpolitischen Normalisierung ein. 2019 kam dieser Prozess wieder zum Stillstand, beziehungsweise die Fed senkte ihr Zielband für den Leitzins im Juli, September und Oktober um je 25 Basispunkte auf 1.5%– 1.75%. Nachdem sie dieses im Dezember 2018 letztmals erhöht hatte. Mit diesen Schritten will sie der Gefahr einer Konjunkturabschwächung entgegenwirken.

Angesichts den Schweizer Inflationsaussichten (2019: 0.4%; 2020: 0.1%; 2021: 0.5%) ist die expansive Geldpolitik der SNB nach wie vor notwendig. Der neu eingeführte SNB-Leitzins wurde im Juni 2019 auf – 0.75% festgesetzt. Ausserdem wird der Zins auf Sichtguthaben (Strafzins) unverändert bei – 0.75% belassen. Das Risiko, dass sich die kurzfristigen Zinsen noch tiefer in den negativen Bereich bewegen, ist erhöht (gemäss JLL | Der Elefant im Raum – Gedankenanstösse zu sehr tiefen Negativzinsen, Dezember 2019).

Die langfristigen Zinsen erreichten 2019 neue historische Tiefstände. Mitte August 2019 fiel die Rendite 10-jähriger Bundesanleihen erstmals unter – 1.0%, und im Dezember betrug sie rund −0.5%. Im längerfristigen Vergleich bleibt der Franken nach wie vor hoch bewertet. Eine weitere Aufwertung des Schweizerfranken beziehungsweise Flucht in «Safe-Haven»-Anlagen sind unter anderem aufgrund schwelender globaler Konflikte möglich.

Swiss Prime Site rechnet für die Schweiz weiterhin mit negativen Kurzfrist-Zinsen. Die Rendite der zehnjährigen Bundesobligationen dürfte sich weiterhin im negativen Bereich bewegen.

Verkaufsflächen

Der Detailhandel spürt nach wie vor den Strukturwandel. Verkaufsflächen an ausgezeichneten Standorten sogenannten A-Lagen können sich gut halten. Vermieter von Ladenflächen an B- oder C-Lagen und abseits der grossen Passantenströme kämpfen vermehrt mit Leerstand oder Mietzinsreduktionen.

Gemäss Wüest Partner waren Mitte 2019 in der gesamten Schweiz rund 40% mehr Verkaufsflächen inseriert als im Schnitt der letzten zehn Jahre. Vor allem in den Klein- und Mittelzentren, aber auch in den Grosszentren und deren Agglomerationen ist zu erwarten, dass sich das Flächenangebot noch weiter ausdehnen wird.

Bei (Wieder-) Vermietungen zeigen sich Tendenzen zu kompakteren und flexibleren Flächen. Übersichtliche Verkaufsformate, die Exklusivität ausstrahlen, versprechen Erfolg. Chancen könnten sich auch aus hybriden, flexiblen Konzepten wie beispielsweise Einzelhandel plus Büro sowie Ausstellung plus Shop ergeben. Lösungsansätze für Retailflächen – insbesondere auch für Warenhäuser – finden sich im Schwerpunkt «Food & Gastronomie», in Richtung Dienstleistungen oder in Luxus-Konzepten. Intakt sind die Perspektiven unter anderem bei Erdgeschosslagen, denn hier offerieren grosse Schaufensterfronten Visibilität. Zudem wertet eine überzeugende Gestaltung des Eingangsbereichs den Empfang auf und erleichtert die Kundenführung.

An bestimmten Lagen sollte zugunsten von überraschenden und kreativen Konzepten ein Rückzug aus bestimmten klassischen Sparten geprüft werden. Damit liessen sich die Stärken des stationären Handels gekonnt ausspielen und optimal mit den digitalen Kanälen und Online-Angeboten verzahnen.

Büroflächen

Auf dem Büroflächenmarkt haben sich die positiven Tendenzen und Signale 2019 weiter gefestigt. Teilweise ist die Büroflächennachfrage äusserst lebhaft. Insbesondere zeigt sich in den grossen Städten eine Gesundung wie beispielsweise in der Zürcher Innenstadt, klassifiziert als Central Business District (CBD). Hier sind zum Teil sogar Mietzins-Steigerungen zu beobachten. Die innerstädtischen Standorte profitieren von ihren zentralen Lagen und der Funktion als Hub beziehungsweise Cluster.

Eine gute Erschliessung und Vernetzung, wie im Fall von Zürich-Hardbrücke, Pont-Rouge in Lancy, Genf, sowie ein moderner Ausbau zahlen sich bei der Mietergewinnung aus. Schwieriger ist die Situation unverändert an peripheren Lagen. Die Credit Suisse Büroflächenmarkt-Studie 2020 spricht hierbei von einem Büromarkt mit zwei Gesichtern.

Digitalisierung heisst Flexibilisierung, Schnelligkeit und Kurzfristigkeit. Die Arbeit wandelt sich zunehmend und fordert neue Arbeitswelten und Lernumgebungen. Diese Flexibilität und Adaptabilität befeuern unter anderem das Bedürfnis nach Co-Working-Spaces. So gab es auch 2019 zahlreiche Neueröffnungen von gemeinsam genutzten Arbeitsumgebungen wie zum Beispiel «FlexOffice» in Bern, Genf und Zürich oder «Tadah» im YOND, «Spoom» im Glattpark, «Spaces» im Ambassador House in Zürich und im «Suurstoffi» in Rotkreuz. Weitere Co-Working Arbeitsplätze des Anbieters «Spaces» eröffnen in Kürze in Zürich, Zug und im «The Circle» am Flughafen Zürich. Das Angebot weitet sich weiter aus. In gewissen Regionen könnten sich sogar Überkapazitäten aufbauen.

Gleichzeitig sind die Digitalisierung und die individuelle Automatisierung weitere Treiber, sodass immer mehr Büroarbeitsplätze entstehen. Moderne Berufsbilder benötigen nach wie vor einen Büroarbeitsplatz, der aber den veränderten Arbeits- / Lebenswelten (gerade der jüngeren Generationen im Arbeitsprozess) angepasst ist. Solche Arbeitsumgebungen dienen der Differenzierung und sind vermehrt ein Plus im Werben um talentierte und qualifizierte Mitarbeitende. Der Ausblick für den Büroflächenmarkt bleibt fürs 2020 zuversichtlich.

LinkedIn Copy Link