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Auf dem richtigen Weg

Seit der Publikation des ersten Nachhaltigkeitsberichts von Swiss Prime Site sind mehr als zwei Jahre vergangen. Welche Fortschritte hat die grösste börsenkotiere Immobiliengesellschaft der Schweiz gemacht und wo steht sie heute?

Mit dem umfassenden Nachhaltigkeitsbericht, der 2017 publiziert wurde, hat Swiss Prime Site die Weichen für tiefgreifende strategische Massnahmen im Bereich Nachhaltigkeit gestellt.Mit dem umfassenden Nachhaltigkeitsbericht, der 2017 publiziert wurde, hat Swiss Prime Site die Weichen für tiefgreifende strategische Massnahmen im Bereich Nachhaltigkeit gestellt. In der Zwischenzeit gab es von Wirtschaft, Politik und Gesellschaft zahlreiche Initiativen, Vorstösse und Verordnungen in verschiedene Stossrichtungen. Im Gespräch ziehen Urs Baumann und Martin Pfenninger, der im Frühling dieses Jahres die Funktion als Head Group Sustainability von Urs Baumann übernommen hat, Zwischenbilanz.  

Urs Baumann, was bedeutet Nachhaltigkeit für Swiss Prime Site?
Nachhaltigkeit ist ein integraler Bestandteil der Unternehmensstrategie von Swiss Prime Site. Unser Ziel ist es, sämtliche Geschäftstätigkeiten nachhaltig auszurichten. Dafür setzt sich unser Sustainability Board – bestehend aus dem Verwaltungsratspräsidenten Ton Büchner, unserer Verwaltungsrätin Dr. Barbara Frei-Spreiter, CEO René Zahnd, dem Nachhaltigkeitsverantwortlichen Martin Pfenninger und mir – ein. Zusammen formulieren wir die Nachhaltigkeitsstrategie und  -ziele, steuern die Massnahmen und kontrollieren die Ergebnisse. Das Gremium leistet damit einen entscheidenden Beitrag zur langfristigen, also nachhaltigen, Ausrichtung unserer Aktivitäten.

Und wie ist die Nachhaltigkeitsstrategie aufgebaut?Und wie ist die Nachhaltigkeitsstrategie aufgebaut?
Urs Baumann: Unsere Ziele und Massnahmen leiten sich aus unserer Unternehmensstrategie ab und orientieren sich entlang den ESG-Kriterien (Environmental, Social und Governance). Im Rahmen einer Wesentlichkeitsanalyse evaluieren und definieren wir die Themen, die eine bedeutende Auswirkung auf die allgemeinen ökonomischen, sozialen und ökologischen Entwicklungen haben. Daraus entwickeln wir dann die Ziele, die wir in unserer Nachhaltigkeits-Roadmap für die Umsetzung erfassen. Diese sind anhand der sechs Kapitalien «Stakeholder, Finanzen, Infrastruktur, Innovation, Ökologie und Mitarbeitende» des «Integrated Reporting»-Ansatzes strukturiert. Weiter richten sich unsere Ziele an den Sustainable Development Goals der Vereinten Nationen, dem Pariser Klimaabkommen und der Energiestrategie 2050 des Bundes aus.

Martin Pfenninger: Wir sehen uns verpflichtet, die wesentlichen Nachhaltigkeitsaspekte in all unsere Investitionsentscheidungen einzubeziehen. Dabei stehen das Immobilienportfolio mit einem Wert von rund CHF 12 Milliarden sowie unsere Entwicklungsprojekte im Vordergrund. Um unsere führende Rolle wahrnehmen zu können, wollen und müssen wir uns weiterentwickeln. Gleichermassen ausschlaggebend ist, dass wir uns ständig den verändernden Rahmenbedingungen anpassen und neue Lösungen in konkreten Projekten testen und einsetzen. Nur mit der praktischen Anwendung gelingt es uns, eine nachhaltige Geschäftsführung zu erreichen, die auch gleichzeitig Teil unserer Unternehmens-DNA ist.

Kommen wir zurück zu den ESG-Kriterien. Welche Ziele verfolgt Swiss Prime Site?
Urs Baumann: Unser wichtigstes ökologisches Ziel ist, dass wir die CO2-Emissionen reduzieren. Im Rahmen unserer Möglichkeiten wollen wir Emissionen natürlich gänzlich vermeiden. Dafür haben wir 2019 für unser gesamtes Immobilienportfolio einen detaillierten CO2-Absenkpfad entwickelt.

Bei den sozialen Zielen stehen der Dialog und Wissenstransfer mit unseren Stakeholdern sowie die Entwicklung und Zufriedenheit unserer Mitarbeitenden im Vordergrund. Hinsichtlich Governance haben wir schon viel erreicht. So liegt beispielsweise die Zustimmungsquote unserer Aktionäre und der Stimmrechtsberater an unseren Generalversammlungen im Schnitt bei mehr als 98 Prozent.

Stichwort CO2-Absenkpfad; wie sind Sie bei der Entwicklung vorgegangen?
Martin Pfenninger: Zu Beginn haben wir die relevanten Treiber und Handlungsfelder im Immobilienportfolio identifiziert. Dabei lag unser Fokus auf den betriebsbedingten Emissionen, da wir diese direkt beeinflussen und entsprechend wirkungsvolle Massnahmen definieren können. Die massgeblichen Parameter haben wir in der Wärmeerzeugung aus eigenen Heizungsanlagen, der elektrischen Energie, der Energieeffizienz sowie der Energieproduktion eruiert. Als Entscheidungsgrundlage haben wir dann neben einem Referenzszenario, verschiedene beeinflussbare CO2-Reduktionspfade entwickelt und diese in den Kontext der langfristigen Klimaziele gestellt. Von den erarbeiteten Szenarien haben wir schliesslich das ambitionierteste als Zielpfad definiert. Die Umsetzung erfordert die Einbindung und Sensibilisierung zahlreicher Stakeholder sowie einen hohen Koordinations- und Kommunikationsaufwand. Nun gilt es, die quantitativen und zeitlichen Ziele im Tagesgeschäft zu verankern, die Fortschritte zu messen und zu bewerten. Dies tun wir nicht isoliert, sondern unter Einbezug der verantwortlichen Geschäftsbereiche wie beispielsweise des Portfolio- und Asset Managements sowie entlang der bestehenden Immobilienprozesse.

Gibt es Beispiele für die Operationalisierung von Massnahmen?
Urs Baumann: Unsere Neubauprojekte errichten wir nach dem Standard Nachhaltiges Bauen Schweiz (SNBS). Ferner fokussieren wir auf klimaadaptiertes Bauen. So haben wir im Rahmen des Studienauftrags für unser Projekt «maaglive» in unmittelbarer Nachbarschaft zum Prime Tower auch Lösungen zur Verbesserung der Aussenraumqualitäten durch Begrünung und Beschattung abgefragt. Entsprechende Überlegungen sollen in der weiteren Planung berücksichtigt und durch Simulationen überprüft werden, bevor sie im Zuge der Nachverdichtung zur Umsetzung kommen.

Martin Pfenninger: Bei Modernisierungen, wie beispielsweise bei unserer Liegenschaft an der Müllerstrasse in Zürich, bauen wir die alte Aluminiumfassade zurück, rezyklieren oder reinigen sie und verbauen Teile davon wieder. Das Material, das vermeintlich am Ende des Lebenszyklus stand, wird wiederverwendet, es entsteht kein Abfall, die Kosten für den Materialverbrauch sinken und wir nähern uns gleichzeitig dem komplexen Thema der Kreislaufwirtschaft auf pragmatische Weise an.

Bei Bestandsliegenschaften zeichnen wir mittels einem Onlinesystem kontinuierlich den Energieverbrauch von 115 Immobilien auf. Anhand dieser Daten führen wir dann Optimierungen bei den Heizungs-, Kühlungs-, Lüftungs- und Beleuchtungsanlagen durch. Weiter installieren wir Photovoltaikanlagen, um die Eigenproduktion von erneuerbarem Strom zu fördern.

Der Bundesrat verschärfte im August 2019 seine Klimaziele für die Schweiz. Bis 2050 sollen nicht mehr Treibhausgase ausgestossen werden, als natürliche und technische Speicher aufnehmen können. Im Vergleich zum Pariser Klimaabkommen, dass das 2-Grad-Ziel vorgibt, sollen die Nettoemissionen auf null reduziert werden. Wo reiht sich der CO2-Absenkpfad von Swiss Prime Site ein?
Martin Pfenninger: Unser Absenkpfad prognostiziert für die rund 1.6 Millionen Quadratmeter Geschossflächen – unter der Annahme eines bis dato jährlich durchschnittlichen Portfolios- bzw. Flächenzuwachses von 20 000 m2 – eine beeinflussbare Reduktion der relativen CO2-Emissionen (Intensität) um mindestens 75% bis ins Jahr 2050. Unser CO2-Absenkpfad unterschreitet somit deutlich das 2-Grad-Ziel des Pariser Klimaabkommens und hat ganz klar die Zielsetzung von Netto-Null im Visier.

Urs Baumann: Der Absenkpfad basiert auf der heutigen Gesetzgebung sowie den technologischen und standortbezogenen Möglichkeiten. Er definiert die Leitplanken und ist ein anspruchsvolles Innovationsprojekt, das wir dynamisch steuern. Das heisst, dass wir Lösungen, Angebote oder andere Impulse, die von technischer Seite oder vom Energiemarkt getrieben sind, laufend in die Präzisierung und den Ausbau unseres Reduktionspfades einfliessen lassen.

Das Netto-Null-Ziel ist für Swiss Prime Site demnach nicht erreichbar?
Urs Baumann: Während das 2-Grad-Ziel – zu dem wir uns bereits 2017 verpflichtet haben – als wissenschaftlich hergeleiteter Wert relativ schwer fassbar war, gibt es bei der Vorgabe Netto-Null Emissionen keinerlei Interpretationsspielraum. Wie erwähnt, können wir mit allen zur Verfügung stehenden Massnahmen die Grenzwerte des 2-Grad-Ziels deutlich unterschreiten. Gleichzeitig steht aus aktueller Sicht aber auch fest, dass wir Netto-Null bis 2050 durch die eigenen Reduktionsmassnahmen und bei einem unveränderten Stand der Technik im Moment nicht erreichen können. Wir müssen uns also noch mehr zur Decke strecken, um eine qualitative, ökologisch und soziale Verbesserung der bestehenden Produkte und Dienstleistungen zu erreichen. Dazu planen wir unter anderem mehr Investitionen in neue Technologien und Innovationen – weil wir nicht den einfachen Weg der Kompensation gehen wollen. Verantwortung besteht eben auch darin, die Grenzen des Machbaren zu erkennen und frühzeitig wirkungsvolle Gegenmassnahmen zu treffen.

Martin Pfenninger, als neuer Nachhaltigkeitsverantwortlicher über die gesamte Swiss Prime Site-Gruppe übernehmen Sie in einer herausfordernden Zeit. Können Sie uns einen Ausblick geben? 
Das Thema Nachhaltigkeit hat – trotz oder gerade aufgrund der aktuellen Herausforderungen – nochmals an Bedeutung gewonnen. Unser eingeschlagener Weg wurde bestärkt. In den letzten Jahren konnten wir bereits viel erreichen und mit dem neu geschaffenen Sustainability Board ist das Thema nun auch an oberster Stelle verankert. Dennoch ist uns bewusst, dass wir erst begonnen haben, den Weg zu beschreiten und am Anfang einer eigentlichen Transformation stehen.

Der publizierte CO2-Absenkpfad zeigt im Bereich Ökologie exemplarisch auf, wie wir ein strategisches Nachhaltigkeitsziel definieren. Ich sehe uns nun in der expliziten Verantwortung, alle erforderlichen Massnahmen zu treffen, um diesen Reduktionspfad zu realisieren und als festen Bestandteil im Kontext der langfristigen Finanzplanung abbilden zu können.

Gleichzeitig dürfen wir, ungeachtet der grossen Herausforderung der kontinuierlichen CO2-Reduktion im Immobilienportfolio, die weiteren Nachhaltigkeitsdimensionen über die gesamte Swiss Prime Site-Gruppe hinweg nicht aus den Augen verlieren. Ich bin zuversichtlich, dass wir für unsere Stakeholder mehr Wert schaffen, Lebensräume gestalten und den eingeschlagenen CO2-Reduktionspfad konsequent beschreiten können.

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