Impact

Editorial Urs Baumann

Verant­wortung übernehmen

Swiss Prime Site entwickelte im Berichtsjahr einen detaillierten CO2-Absenkpfad für das gesamte Immobilienportfolio. Mit geplanten Investitionen von über CHF 650 Mio. bis 2050 wird ein CO2-Reduktionspfad angestrebt, der deutlich über das 2-Grad-Ziel des Pariser Klimaabkommens hinausgeht.

Urs Baumann, Head Group Sustainability & Innovation

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Swiss Prime Site entwickelte im Berichtsjahr einen detaillierten CO2-Absenkpfad für das gesamte Immobilienportfolio. Mit geplanten Investitionen von über CHF 650 Mio. bis 2050 wird ein CO2-Reduktionspfad angestrebt, der deutlich über das 2-Grad-Ziel des Pariser Klimaabkommens hinausgeht.

Der Bundesrat hat am 28. August 2019 beschlossen, dass die Schweiz bis 2050 nicht mehr Treibhausgase ausstossen soll, als natürliche und technische Speicher aufnehmen können. Dies bedeutet eine deutliche Verschärfung gegenüber den bisherigen Zusagen unserer Regierung im Rahmen des Pariser Klimaübereinkommens.

Seit der Publikation des ersten umfassenden Nachhaltigkeitsberichts von Swiss Prime Site sind zwei Jahre vergangen und wir ziehen eine erste Bilanz. In der Zwischenzeit gab es im politischen und gesellschaftlichen Kontext sehr viel Bewegung zum Thema Nachhaltigkeit und Umwelt. Klimaaktivisten beherrschen die Schlagzeilen und Diskussionsrunden, die grüne Welle dominierte zahlreiche Neuwahlen europäischer Parlamente, die mit eindeutigen Positionen zu Klimazielen reagieren.

Während das 2-Grad-Ziel, zu welchem wir uns bereits 2017 verpflichtet hatten, als wissenschaftlich hergeleiteter Wert relativ schwer fassbar war, gibt es bei «Netto Null» keinerlei Interpretationsspielraum. Das ist gut so, aber ist dieses Ziel auch erreichbar? Genau dieser Frage sind wir nachgegangen, als wir unserer eigenen Vorgabe, bis Ende 2019 einen Absenkpfad für das ganze Immobilienportfolio von Swiss Prime Site zu entwickeln, nachgekommen sind.

Der in diesem Bericht erstmals veröffentlichte und detailliert hergeleitete Absenkpfad prognostiziert für die rund 1.6 Mio. m2 Geschossflächen – unter Annahme eines bis dato jährlich durchschnittlichen Flächenzuwachses von 20 000 m2 – eine beeinflussbare Reduktion der relativen CO2-Emissionen (Intensität) um 75% bis ins Jahr 2050.

Es stimmt durchaus optimistisch, dass wir mit allen zur Verfügung stehenden Massnahmen die Grenzwerte des 2-Grad-Ziels damit deutlich unterschreiten können. Gleichzeitig steht aber auch fest, dass wir ohne die Zuhilfenahme von Kompensationsmöglichkeiten «Netto Null» nicht erreichen können. Verantwortung besteht eben auch darin, die Grenzen des Machbaren zu erkennen und – im Unterschied zur Politik – nichts voreilig zu propagieren, was sich nicht realisieren lässt.

Verantwortung und Glaubwürdigkeit

Insofern ist es ein trügerisches Bild, wenn sich Staaten und infolgedessen auch vereinzelte Unternehmen heute schon «Zero Emission» auf die Fahne schreiben, ohne konkrete Vorstellungen darüber zu haben, ob und wie sie dieses ambitionierte Ziel erreichen können und wie viel sie dafür investieren müssen. Wir haben kalkuliert: Es bedarf über CHF 650 Mio. an Investitionen in Gebäudehüllensanierungen und Heizungsersatzmassnahmen, welche es über die nächsten 30 Jahre sinnvoll zu verteilen gilt. Ausserdem beziffern wir Kompensationsmassnahmen auf jährlich rund CHF 2 Mio. ab dem Jahr 2050. Und die gute Nachricht ist, dass wir uns dieses ambitionierte Ziel ohne wirtschaftliche Einbussen oder Schmälerung der Aktienrendite leisten können, nachdem diese Kosten in den Einzelobjektbewertungen bereits reflektiert sind.

Wir sehen uns nun in der expliziten Verantwortung, alle erforderlichen Massnahmen zu treffen, unseren Absenkpfad konsequent zu beschreiten und als festen Bestandteil im Kontext der langfristigen Finanzplanung abzubilden. Gleichzeitig dürfen wir, trotz der grossen Herausforderung zur kontinuierlichen CO2-Reduk­tion, die weiteren Dimensionen unserer Nachhaltigkeitsstrategie nicht aus den Augen verlieren. Unsere Verantwortung besteht insbesondere darin, Durchschlagskraft in der Breite und Tiefe der Themenbearbeitung zu beweisen.

«Unsere Verantwortung liegt darin, eine langfristig ausgelegte Nachhaltigkeitsstrategie zu verfolgen, welche aus eigener Kraft umgesetzt werden kann und Teil unserer DNA ist.»

Verantwortung zu übernehmen bedeutet für Swiss Prime Site, eine Vielzahl an Themen zu beachten, sich in allen Themen weiterzuentwickeln und als Branchenprimus auch die Themenführerschaft zu übernehmen. Kreislaufwirtschaft, Green Lease, Biodiversität oder klimaadaptiertes Bauen sind nur einige der aktuellen Stossrichtungen, welchen wir uns in den kommenden Monaten und Jahren widmen werden.

Glaubwürdigkeit erreichen wir, indem diese Themen in konkreten Projekten entwickelt und angewandt werden. Ob sich eine alte Aluminiumfassade zurückbauen, rezyklieren und als neues Kleid für dieselbe Liegenschaft in Zürich wiederverwenden lässt – diesen exemplarischen Beweis möchten wir antreten und uns dem komplexen Thema der Kreislaufwirtschaft auf pragmatische Weise annähern.

Haltung und Ziele

Ziele sind dazu da, erreicht zu werden, und gewiss nicht, um erreichbar formuliert zu werden. Wir haben den Fortschritt in puncto Nachhaltigkeit für die letzten beiden Jahre analysiert und kommen zum Schluss, dass wir bereits viel erreicht haben – aber dennoch erst ganz am Anfang eines noch langen Weges und einer eigentlichen Transformation stehen.

«Ziele sind dazu da, erreicht zu werden, und gewiss nicht, um erreichbar formuliert zu werden.»

Dass das Thema Nachhaltigkeit bei Swiss Prime Site nochmals ein ganz anderes Gewicht erhält, hängt auch damit zusammen, dass seit diesem Jahr Mitglieder des Verwaltungsrates, namentlich der Präsident, Hans Peter Wehrli, wie auch Barbara Frei-­Spreiter, im Sustainability Board Einsitz genommen haben. Dieses Gremium wird künftig einen entscheidenden Beitrag zur Zielformulierung und langfristigen Ausrichtung der Nachhaltigkeitsstrategie leisten.

Mit dem vorliegenden Bericht möchten wir detailliert aufzeigen, in welchen Bereichen wir Fortschritte erzielt haben und wo wir noch materiellen Handlungsbedarf sehen. Es gilt, nebst fachkundigen Analysten und interessierten Share- und Stakeholdern, unseren eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern unsere unternehmensspezifische Haltung aufzuzeigen und Antworten zu der Frage, wie Swiss Prime Site nachhaltig Wert schaffen kann, transparent und detailliert Auskunft zu geben.

Ich wünsche Ihnen bei der Lektüre viele interessante Einblicke in unsere nachhaltig ausgerichteten Geschäftsaktivitäten.

Urs Baumann
Head Group Sustainability & Innovation

Wesentlich­keits­analyse

Im Rahmen der Wesentlichkeitsanalyse 2019 bestimmte Swiss Prime Site, welche Themen für ihre Stakeholder und die Sicherung des kurz-, mittel- und langfristigen Geschäftserfolgs von besonderer Bedeutung sind. Darüber hinaus evaluierte das Unternehmen, welche Themen einen bedeutenden Impact auf die ökonomische, soziale und ökologische Entwicklung haben. Die Wesentlichkeitsanalyse schafft somit die Basis für die strategische Ausrichtung der Berichterstattung sowie die Integration wichtiger finanzieller und nichtfinanzieller Themen in das Management der Gruppe.

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Im Rahmen der Wesentlichkeitsanalyse 2019 bestimmte Swiss Prime Site, welche Themen für ihre Stakeholder und die Sicherung des kurz-, mittel- und langfristigen Geschäftserfolgs von besonderer Bedeutung sind. Darüber hinaus evaluierte das Unternehmen, welche Themen einen bedeutenden Impact auf die ökonomische, soziale und ökologische Entwicklung haben. Die Wesentlichkeitsanalyse schafft somit die Basis für die strategische Ausrichtung der Berichterstattung sowie die Integration wichtiger finanzieller und nichtfinanzieller Themen in das Management der Gruppe (GRI 102-49).

Differenziertes Vorgehen in drei Tätigkeitsbereichen

Die verschiedenen Geschäftstätigkeiten von Swiss Prime Site fordern aufgrund ihrer unterschiedlichen Merkmale einen differenzierten Blick auf die wesentlichen Themen. Daher wurde die Wesentlichkeitsanalyse unter dem Gesichtspunkt der folgenden Tätigkeitsbereiche vorgenommen:

  • Immobilien (Swiss Prime Site Immobilien, Wincasa, Swiss Prime Site Solutions)
  • Retail (Jelmoli)
  • Leben im Alter (Tertianum Gruppe)

Dieses Vorgehen erlaubte es, in der Analyse die Themen besser auf die jeweiligen Aktivitäten und deren betriebsspezifische Eigenschaften zuzuschneiden. So wurde beispielsweise im Bereich Leben im Alter die Sicherheit und Gesundheit der Gäste als wesentliches Thema identifiziert, während im Retailbereich Themen wie Markenstrategie und Besucherfrequenz aufgegriffen wurden. Bei den Immobilien wurden die optimale Anbindung der Liegenschaften sowie der Ressourcenverbrauch- und die CO2-Emissionen herausgestrichen.

Die nach ihrer Wesentlichkeit bewerteten Themen sind nach den sechs Kapitalien geordnet, welche die Struktur der Nachhaltigkeits-Roadmap bestimmen: Stakeholder, Finanzen, Infrastruktur, Innovation, Ökologie und Mitarbeitende. Die sechs Kapitalien korrespondieren mit den 2016 eingeführten Nachhaltigkeitsdimensionen und widerspiegeln den umfassenden Ansatz des Unternehmens, aus einer Vielzahl von Ressourcen nachhaltig Wert für die verschiedenen Stakeholdergruppen zu schaffen.

Für jeden Tätigkeitsbereich galt es zu beurteilen, wie wichtig das jeweilige Thema für die verschiedenen Stakeholder einerseits, für den Geschäftserfolg von Swiss Prime Site andererseits, und zudem, wie wichtig das Thema hinsichtlich der Auswirkungen des Unternehmens auf die nachhaltige Entwicklung ist. Dieses Vorgehen leitet sich aus den Vorgaben zur Nachhaltigkeitsberichterstattung der Global Reporting Initiative (GRI) ab, welche die Beurteilung der Stakeholder-Relevanz sowie eine Einschätzung des Impacts vorgibt. Mit Beurteilung der Geschäftsrelevanz als dritte Dimension wird sichergestellt, dass die wesentlichen Themen eng mit dem Kerngeschäft verknüpft sind und in das strategische Management integriert werden können. Das Vorgehen ist damit auch kompatibel mit den Empfehlungen des International Integrated Reporting Council (IIRC).

Einbindung interner und externer Stakeholder

Zur Bewertung der Geschäftsrelevanz wurden Vertreter des Managements befragt. Um die Stimme der wichtigsten externen Anspruchsgruppen einzubeziehen, führte Swiss Prime Site eine Online-Umfrage durch. Insgesamt wurden 36 Mitglieder der Konzern- und Geschäftsleitungen sowie 23 externe Stakeholder eingeladen, an der Beurteilung teilzunehmen. Das Unternehmen berücksichtigte zudem die Erkenntnisse des Stakeholderdialogs 2019. Die Impact-Dimension wurde im Rahmen einer internen Analyse beurteilt. Die nächste Überprüfung der Wesentlichkeit findet im Rahmen des Stakeholderdialogs 2021 statt (GRI 102-46).

Resultate der Wesentlichkeitsanalyse

Die nachfolgenden Darstellungen zeigen auf, welche Themen im Rahmen der Wesentlichkeitsanalyse in den drei Dimensionen «Relevanz für die Stakeholder», «Relevanz für die langfristige Wertschöpfung» und «Impact auf die nachhaltige Entwicklung» als materiell eingeschätzt wurden. Der Fokus liegt dabei auf den Resultaten des Kerngeschäfts Immobilien.

Integration der wesentlichen Themen in die Zielsetzung

Die Wesentlichkeitsanalyse dient dazu, die finanzielle und nicht-­finanzielle Berichterstattung auf diese wesentlichen Themen auszurichten. Die identifizierten Themen werden im vorliegenden Geschäftsbericht sowie im dazugehörigen GRI-Bericht systematisch abgedeckt. Ausserdem dient die Wesentlichkeitsanalyse auch als Anhaltspunkt zur Weiterentwicklung des integrierten Managements von finanziellen und nicht-finanziellen Aspekten. Im Rahmen der Umsetzung der Nachhaltigkeits-Roadmap definiert das Unternehmen Ziele und leitet daraus Massnahmen ab, die an den wesentlichen Themen orientiert sind.

Nachhaltig­keits­ziele und Roadmap

Swiss Prime Site setzt sich langfristig ausgerichtete Ziele. Dabei orientiert sie sich an den nationalen und internationalen Rahmenbedingungen, wie beispielsweise der Energiestrategie 2050, dem Pariser Klimaabkommen sowie den Sustainable Development Goals (SDGs) der Vereinten Nationen.

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Swiss Prime Site setzt sich langfristig ausgerichtete Ziele. Dabei orientiert sie sich an den nationalen und internationalen Rahmenbedingungen, wie beispielsweise der Energiestrategie 2050, dem Pariser Klimaabkommen sowie den Sustainable Development Goals (SDGs) der Vereinten Nationen. Der Fokus des Nachhaltigkeitsmanagements liegt auf den im Rahmen des Wesentlichkeitsprozesses 2019 definierten, materiellen Themen.

Daraus leitet Swiss Prime Site eine Nachhaltigkeitsroadmap ab, die kurz- und mittelfristige Ziele, entsprechende Umsetzungsmassnahmen sowie Verantwortlichkeiten enthält und einen integralen Bestandteil des jährlichen Businessplanprozesses bildet. Die Roadmap ist anhand der sechs Kapitalien des «Integrated Reporting»-Ansatzes strukturiert. Anhand dieser Roadmap beurteilt Swiss Prime Site die Zielerreichung der bisherigen Ziele und definiert im Fall der Nichterreichung zusätzliche Massnahmen.

Nachhaltigkeitsziele werden auf Gruppenstufe und für die einzelnen Gruppengesellschaften entlang der sechs Kapitalien formuliert. Während die übergeordneten Ziele auf Gruppenebene für alle sechs Dimensionen beschrieben werden, lag der Fokus im operativen Geschäft für die Jahre 2018 und 2019 vor allem auf den Themen Arbeitsumfeld, Digitalisierung und Steigerung der Energieeffizienz im Betrieb und im Immobilienportfolio.

Das haben wir 2018/2019 erreicht

Stakeholder

Swiss Prime Site führte zum zweiten Mal nach 2017 einen Stakeholderdialog zu den Themen «Urbanisierung» und «Intergenerationalität» durch. Die Diskussion mit externen Stakeholdern und Experten diente unter anderem als Input für die Neubestimmung der Wesentlichkeitsmatrix von Swiss Prime Site.

Finanzen

Die Berichterstattung zu klimabezogenen Finanz­risiken wurde gemäss den Empfehlungen der Task Force on Climate-related ­Financial Disclosures (TCFD) eingeführt.

Infrastruktur

Swiss Prime Site vereinheitlichte die Vorgaben, um Building Information Modeling (BIM) bei allen Neubauentwicklungen anzuwenden.

Innovation

Swiss Prime Site organisierte interdisziplinäre Workshops zu Megatrends und Zukunftsthemen – 2019 zu den Themen Klimawandel und Wertewandel. Ziel war es, konkrete Ideen zu entwickeln und innovatives Denken in der Unternehmenskultur zu verankern.

Ökologie

Neben der Ausweitung des CO2-Bilanzierungskonzepts entwickelte Swiss Prime Site einen weitreichenden CO2-Absenkpfad für das gesamte Immobilienportfolio.

Mitarbeitende

Das gruppenweite Traineeprogramm wurde erfolgreich eingeführt, um jungen Talenten einen Einblick in die vielfältigen Tätigkeitsbereiche bei Swiss Prime Site zu geben und die Arbeitgebermarke zu stärken.

Die Übersicht zeigt, dass die Mehrheit der gesetzten Ziele erreicht wurde. Die Rezertifizierung des Code of Conduct durch alle Mitarbeitenden wurde jedoch nicht umgesetzt. Stattdessen fanden  für neue Mitarbeitende im Rahmen der Welcome Days Präsentationen des Code of Conduct statt.

Weiterer Verbesserungsbedarf besteht bei der Umsetzung von Building Information Modeling (BIM) bei Neubauprojekten sowie bei der Senkung der Fluktuationsrate. Entsprechende Zielvorgaben für 2020 wurden im Berichtsjahr festgesetzt. Das Datenschutzkonzept wurde wie geplant eingeführt – eine detaillierte Prüfung der Funktionstauglichkeit ist für 2020 geplant. Zur weiteren Reduktion des Klima-Impacts strebt Swiss Prime Site für 2020 eine Reduktion der umsatzbezogenen CO2-Emissionen um mindestens 5% an. Zudem werden 2020 erste Vorabklärungen getroffen werden, wie die gesamte Swiss Prime Site-Gruppe ab 2021 nach ESG-Kriterien zertifiziert werden könnte. Das Ziel, die Fluktuationsrate unter 18% zu senken, wurde weit verfehlt. Entsprechend strebt Swiss Prime Site für das Jahr 2020 an, die Fluktuationsrate unter 20% zu senken, was immer noch ein ambitioniertes Ziel darstellt.

Sustainable Development Goals

Die Zielsetzungen von Swiss Prime Site orientieren sich an den von den UNO-Mitgliedstaaten verabschiedeten Sustainable Development Goals (SDGs). Die 17 Ziele mit den dazugehörenden 169 Teilzielen traten am 1. Januar 2016 mit einer Laufzeit von 15 Jahren in Kraft. Sie sind Teil der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung und richten sich an Staaten, Unternehmen, Wissenschaft und Zivilgesellschaft.

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Die Zielsetzungen von Swiss Prime Site orientieren sich an den von den UNO-Mitgliedstaaten verabschiedeten Sustainable Development Goals (SDGs). Die 17 Ziele mit den dazugehörenden 169 Teilzielen traten am 1. Januar 2016 mit einer Laufzeit von 15 Jahren in Kraft. Sie sind Teil der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung und richten sich an Staaten, Unternehmen, Wissenschaft und Zivilgesellschaft. Die SDGs können von Unternehmen als Bezugssystem und Instrument genutzt werden, um ihr Engagement und entsprechende Key Performance Indicators (KPI) in den Kontext der globalen nachhaltigen Entwicklung einzubetten.

Beitrag der Swiss Prime Site-Gruppe

In Anlehnung an das Wesentlichkeitsprinzip legte Swiss Prime Site fest, welche SDGs sie durch ihre Geschäftstätigkeit am bedeutsamsten beeinflussen kann. Dazu ordnete das Unternehmen in einem ersten Schritt alle SDGs den sechs Kapitalien der Nachhaltigkeitsroadmap zu. Die folgenden Ziele sind für Swiss Prime Site weniger relevant oder nicht beeinflussbar: SDG 1 (No Poverty), SDG 2 (Zero Hunger), SDG 3 (Good Health and Well-Being), SDG 6 (Clean Water and Sanitation), SDG 7 (Affordable and Clean Energy), SDG 10 (Reduced Inequalities), SDG 14 (Life Below Water), SDG 15 (Life On Land), SDG 16 (Peace, Justice and Strong Institutions). Zudem wurde SDG 5 (Gender Equality) aufgrund der in der Schweiz für Arbeitgeber und Arbeitnehmer klar definierten gesetzlichen Bestimmungen ausgeklammert und als gesellschaftliche Konvention vorausgesetzt.

Zielherleitung  
Stakeholder    
Finanzen 
Infrastruktur 
Innovation 
Ökologie       
Mitarbeitende      

  Für Swiss Prime Site wesentlich

Strategische Ziele  
Partnership Goals
Strategische Ziele
  
Corporate Goals
Gruppen- und Projektziele
    

  Kerngeschäft Swiss Prime Site

In einem zweiten Schritt wurden sieben der 17 SDGs, die mit der ersten Zuordnung priorisiert wurden, mittels einer weiteren Matrix in der Struktur des Konzerns und seiner Geschäftsfelder abgebildet. Als für Swiss Prime Site wesentlich beurteilt wurden die folgenden Ziele: SDG 4 (Quality Education), SDG 8 (Decent Work and Economic Growth), SDG 9 (Industry, Innovation and Infrastructure), SDG 11 (Sustainable Cities and Communities), SDG 12 (Responsible Consumption and Production), SDG 13 (Climate Action), SDG 17 (Partnerships for the Goals).

Von diesen sieben SDGs leitete Swiss Prime Site die folgenden, adaptierten Ziele ab:

SDGZielformulierung UNOAdaptierte Zielsetzung Swiss Prime Site
Inklusive, gleichberechtigte und hochwertige Bildung gewährleisten und Möglichkeiten lebenslangen Lernens für alle fördernFörderung einzelner Lehrstühle und Weiterentwicklung der Aus- und Weiterbildungsprogramme als Lernumgebung für alle 
Dauerhaftes, breitenwirksames und nachhaltiges Wirtschaftswachstum, produktive Vollbeschäftigung und menschenwürdige Arbeit für alle fördernSteigerung der Profitabilität bei gleichzeitig verbesserter Ressourceneffizienz und Wahrung der Unternehmenswerte und der Gleichbehandlungsprinzipien
Eine widerstandsfähige Infrastruktur aufbauen, breitenwirksame und nachhaltige Industrialisierung fördern und Innovationen unterstützenInvestitionen in neue Technologien und nachhaltige Immobilienanlagen mit innovativen Nutzungskonzepten und -angeboten
Städte und Siedlungen inklusiv, sicher, widerstandsfähig und nachhaltig gestaltenVerdichtung im Bestand und partizipatorische Areal- und Projektentwicklungen mit Anbindung an bestehende Quartiernutzungen
Nachhaltige Konsum- und Produktionsmuster sicherstellenFestlegung und Überprüfung von Nachhaltigkeitskriterien über den gesamten Produktlebenszyklus von Herstellung bis Entsorgung
Umgehend Massnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels und seiner Auswirkungen ergreifenReduktion des Ressourcenverbrauchs und Vorkehrungen gegen klimabedingte Gefahren und Risiken
Umsetzungsmittel stärken und die globale Partnerschaft für nachhaltige Entwicklung mit neuem Leben erfüllenBildung von nationalen und regionalen Partnerschaften für Wissenstransfer, gemeinsame Entwicklungen und Projekte

Fokus auf sichere, widerstandsfähige und nachhaltige Städte und Siedlungen

Bereits im Rahmen des Stakeholderdialogs 2017 wurde angeregt, ein Leitmotiv für die unternehmerische Verantwortung der Swiss Prime Site-Gruppe zu definieren. Das Unternehmen erachtet das SDG 11 (Sustainable Cities and Communities) als geeigneten Anknüpfungspunkt für ein solches Leitmotiv, da sich mehrere Trends, die das Kerngeschäft massgeblich beeinflussen, darunter einordnen lassen. Dazu gehören beispielsweise Urbanisierung, Intergenerationalität sowie die klimaadaptierte Gestaltung von Lebensräumen. Die Fokussierung auf ein prioritäres Ziel unterstützt die Kommunikation mit Stakeholdern und eröffnet Möglichkeiten zur Entwicklung von neuen Produkten und Dienstleistungen. Swiss Prime Site strebt deshalb an, ihren Teil zur «Smart City»-Strategie, die an das SDG 11 angelehnt ist, und vom 2019 neu eingesetzten Sustainability Board verantwortet wird, beizutragen.

Geschäfts­modell und Wert­schöpfung

Im Zentrum des Geschäftsmodells von Swiss Prime Site steht die Weiterentwicklung von «Raum in Lebensraum». Zentrale Schritte bei der Erfüllung dieses Anspruchs sind die Projektentwicklung, Objektrealisierung, Bewirtschaftung sowie die Eigen- und Fremdnutzung von Immobilien. Ausgerichtet an den aktuellen und künftigen Marktbedürfnissen realisiert und hält Swiss Prime Site Areale und Liegenschaften nach höchsten Qualitätsstandards.

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Im Zentrum des Geschäftsmodells von Swiss Prime Site steht die Weiterentwicklung von «Raum in Lebensraum». Zentrale Schritte bei der Erfüllung dieses Anspruchs sind die Projektentwicklung, Objektrealisierung, Bewirtschaftung sowie die Eigen- und Fremdnutzung von Immobilien. Ausgerichtet an den aktuellen und künftigen Marktbedürfnissen realisiert und hält Swiss Prime Site Areale und Liegenschaften nach höchsten Qualitätsstandards. Ziel ist es, eine langfristige Wertgenerierung sowie kontinuierliches Wachstum des Immobilienportfolios sicherzustellen. Dabei verfolgt das Unternehmen einen ganzheitlichen Ansatz der Unternehmensführung, der neben der wirtschaftlichen Leistung auch soziale und ökologische Aspekte berücksichtigt und damit darauf ausgelegt ist, den Geschäftserfolg langfristig zu sichern.

Ausrichtung an Kunden- und Marktbedürfnissen

Die Widerstandsfähigkeit des Geschäftsmodells wird entlang gesellschaftlicher, politischer und regulatorischer Entwicklungen laufend überprüft und bei Bedarf neu ausgerichtet. Relevante Trends, wie beispielsweise die Digitalisierung, demografische Veränderungen oder die Zuwanderung können zu Erweiterungen und Anpassungen der Wertschöpfungskette führen. Markttrends, die eine Revitalisierung nicht mehr zeitgemässer Liegenschaften bedingen, oder auch Veränderungen des Zinsumfelds gehören zu den weiteren Einflussfaktoren. Neben diesen Makro- und Markttrends formen die Bedürfnisse der wichtigsten Stakeholdergruppen das Umfeld, in welches das Geschäftsmodell von Swiss Prime Site eingebettet ist. Die Herausforderung besteht darin, immer wieder von neuem auf die Anliegen von Kunden, Kapitalgebern, der öffentlichen Hand, Projektpartnern und Mitarbeitenden einzugehen.

Vertikal integrierte Gruppengesellschaften

Die verschiedenen Wertschöpfungsstufen des Geschäftsmodells sind über die fünf Gruppengesellschaften Swiss Prime Site Immobilien, Wincasa, Tertianum, Jelmoli und Swiss Prime Site Solutions vertikal integriert. Das CHF 11.8 Mrd. umfassende Liegenschaftsportfolio wird von Swiss Prime Site Immobilien durch Erwerb, Entwicklungen, Umnutzungen, Realisation, Finanzierung und gegebenenfalls Veräusserung aktiv erweitert und optimiert. Wincasa spielt dabei durch das Management und die Bewirtschaftung von Immobilien von Swiss Prime Site Immobilien und Drittkunden eine wichtige Rolle in der Gruppenstruktur. Das Geschäftsmodell beinhaltet auch die Nutzung eines Teils des Immobilienportfolios: Tertianum als Dienstleister im Bereich Leben im Alter und Jelmoli als Premium Department Store nutzen Liegenschaften des Portfolios und tragen somit zur weiteren Stärkung des Geschäftsmodells bei. Swiss Prime Site Solutions bietet seit 2017 als Asset Manager umfassende Dienstleistungen für Dritte an, von Erwerb zu Entwicklung, Umnutzung, Realisation, Finanzierung und Verkauf.

Das auf der Erstinvestition aufbauende Dienstleistungsportfolio umfasst somit alle Phasen des Immobilienlebenszyklus, was zu einer Verbreiterung der Ertragsbasis bei gleichzeitiger Streuung von Risiken führt.

Vorteile für alle Gruppengesellschaften

Die Gruppenstruktur von Swiss Prime Site ermöglicht es den einzelnen Gruppengesellschaften, auf vielfältige Weise voneinander zu profitieren, sei es durch den Austausch von Ressourcen und Know-how oder dadurch, dass sie sich gegenseitig Zugang zu unterschiedlichen Märkten eröffnen. Tertianum und Jelmoli können sich mit Swiss Prime Site Immobilien auf eine Eigentümerin mit hoher Investitionskraft verlassen, während sie gleichzeitig verlässliche Mieter darstellen und zum Werterhalt der Liegenschaften beitragen. Für Wincasa ist Swiss Prime Site Immobilien ein bedeutender Grosskunde, der bereit ist, innovative Dienstleistungen zu entwickeln. Im Gegenzug bietet Wincasa lokales Know-how zu Marktentwicklungen und Kundenbedürfnissen. Swiss Prime Site Solutions profitiert ebenfalls auf vielfältige Weise von der Gruppenstruktur. So werden beispielsweise die Finanzdienstleistungen in enger Zusammenarbeit mit Swiss Prime Site Immobilien entwickelt. Zudem gibt es einen regelmässigen Wissensaustausch zwischen den Asset Managern der beiden Gruppengesellschaften. Zusammen mit Wincasa kann Swiss Prime Site Solutions weitere Dienstleistungen «aus einer Hand» anbieten.

Alle Gruppengesellschaften profitieren zudem von übergeordneten Prozessen. Swiss Prime Site verfügt über ein gruppenübergreifendes Innovationsmanagement. Gruppenweit eingesetzte Future Scouts identifizieren frühzeitig Trends, die für die Weiterentwicklung des Geschäfts aller Gruppengesellschaften relevant sind. Weiter unterstützen Vermarktung und Branding sowie eine moderne Informatikarchitektur und eine zukunftsgerichtete Mitarbeiterentwicklung das Geschäftsmodell zur Weiterentwicklung von «Raum zu Lebensraum».

Integrierte Wertschöpfung

Swiss Prime Site versteht Wertschöpfung als umfassendes ­Konzept. Der Fokus der Geschäftstätigkeit liegt demnach nicht ausschliesslich auf der Erfüllung finanzieller Ziele, sondern berücksichtigt nichtfinanzielle Aspekte, um eine langfristige Wertschöpfung sicherzustellen. Dabei verfolgt das Unternehmen einen integrierten Ansatz, bei dem die Innovationstätigkeit sowie der Mehrwert für die Aktionäre, Kunden, Mitarbeitenden und Lieferanten ebenso im Zentrum stehen wie der verantwortliche Umgang mit der Umwelt und die guten Beziehungen zu weiteren Stakeholdergruppen.

Swiss Prime Site ist deshalb bestrebt, die Wertschöpfung kontinuierlich entlang der folgenden sechs Kapitalien des International Integrated Reporting Council (IIRC) zu optimieren:

Stakeholder

Das Beziehungskapital stellt den Wert des Netzwerks aus allen Beziehungen zu den Kunden und Stakeholdern von Swiss Prime Site dar. Das Teilen von gemeinsamen Zielen und Werten sowie das Schaffen von Vertrauen dienen als Basis für den Austausch von wertvollen Informationen. Schliesslich führen diese Beziehungen zur Reputationsbildung und zu Mehrwert für die Unternehmensmarke.

Um die Stakeholderbeziehungen zu stärken, steht das Unternehmen ständig im Dialog mit allen Anspruchsgruppen und stimmt Kommunikationsmassnahmen zeit- und empfängergerecht ab. Alle Gruppengesellschaften pflegen einen engen Austausch mit den Kunden, um deren Zufriedenheit sicherzustellen und schnell auf neue Bedürfnisse zu reagieren. 2019 fand erneut ein Stakeholderdialog statt, bei dem das Thema der unternehmerischen Verantwortung mit wichtigen internen und externen Stakeholdergruppen diskutiert wurde. Der Austausch mit Investoren und Analysten wurde auch im Berichtsjahr intensiv gepflegt. Das Engagement resultierte in einer Erhöhung der Anzahl eingetragener Aktionäre auf 11 266. Auch 2019 wurden an der Generalversammlung alle Traktanden von den Aktionären angenommen.

Finanzen

Ein stabiles und zukunftsfähiges Unternehmen basiert auf einer finanziell nachhaltigen Führung. Das Finanzkapital umfasst die finanziellen Ressourcen, die Swiss Prime Site für die Entwicklung und Erbringung von Angeboten und Dienstleistungen einsetzt. Neben den Erträgen aus der operativen Tätigkeit schliesst das Finanzkapital die Mittelfreisetzung aus gezielter Desinvestition und die Mittelbeschaffung auf den Kapitalmärkten mit ein.

2019 resultierte für Swiss Prime Site ein Betriebsgewinn von CHF 628 Mio., was gegenüber dem Vorjahr einer Verbesserung von 31% entspricht. Dank umsichtig getätigten Investitionen von rund CHF 521 Mio. und einer verantwortungsvollen Geschäftsführung profitierten 2019 auch die Aktionäre. Der Gewinn pro Aktie belief sich auf CHF 8.00.

Infrastruktur

Die Entwicklung und die Weiterentwicklung der gruppenweiten Produkte und Dienstleistungen sowie deren kundenorientierte Ausrichtung am Markt gehören zur unternehmerischen Kernaufgabe von Swiss Prime Site. Die Infrastruktur umfasst einerseits Immobilien, die entwickelt, genutzt, vermietet oder verkauft werden, und andererseits auch alle Anlagen, die zur Erbringung der weiteren immobiliennahen Dienstleistungen eingesetzt werden.

Im Berichtsjahr bereicherten mehrere abgeschlossene Bauprojekte, wie beispielsweise das Neubauprojekt YOND in Zürich Albisrieden oder das Redevelopment des Stücki Park in Basel, das attraktive Flächenangebot des Portfolios. Darüber hinaus wurden innovative Angebote wie die Co-Working-Spaces von Flex Office weiterentwickelt. Insgesamt umfasst das Portfolio damit 187 Liegenschaften. Die Gesamtnutzungsfläche erhöhte sich auf 1 604 451 m2, während die Leerstandsquote durch proaktives Management auf 4.7% reduziert wurde.

Innovation

Das intellektuelle Kapital basiert auf dem stetig weiterentwickelten Know-how innerhalb der Swiss Prime Site-Gruppe sowie die in Zusammenarbeit mit Partnern generierten immateriellen Werte wie Patente, Marken, Software, Rechte und Lizenzen. Die daraus abgeleiteten Systeme und Prozesse schaffen konkrete Wettbewerbsvorteile im Markt und helfen uns aktiv bei der Erschliessung von künftigen Potenzialen.

Das positive Geschäftsergebnis von Swiss Prime Site ist unter anderem auf zukunftsgerichtete Innovationstätigkeit zurückzuführen. Im Vorfeld der 2019 durchgeführten Accelerator-Workshops wurden circa 250 Start-ups hinsichtlich der Möglichkeiten zur Zusammenarbeit überprüft. Der Themenspeicher des Future Boards ist auch im Berichtsjahr weiter angewachsen und führte zu sechs konkreten Innovationsprojekten.

Ökologie

Das natürliche Kapital besteht aus Umweltressourcen aus erneuerbaren und nicht erneuerbaren Quellen, die aktuell und in Zukunft zur Erbringung von Leistungen benötigt werden. Für Tätigkeiten im Immobilienbereich stehen Boden-, Energie- und Wasserressourcen und der verantwortungsvolle Umgang mit diesen im Vordergrund.

Swiss Prime Site handelt umweltbewusst und ressourcenschonend – sei es bei der täglichen Arbeit im eigenen Betrieb oder bei Investitionen in Immobilien und deren Bewirtschaftung. Der Fokus liegt dabei auf dem Immobilienportfolio, wo das eingesetzte Kapital die grösste Wirkung erzielt. Swiss Prime Site entwickelte 2019 einen CO2-Absenkpfad für das Immobilienportfolio, dem ambitionierte Energieverbrauchs- und Emissionsziele zugrunde liegen. Zudem trieb das Unternehmen die stärkere Nutzung von Solarstrom durch eine Portfolioanalyse voran. Die CO2-Intensität des Immobilienportfolios (inkl. Anteil Services in Objekten des Swiss Prime Site Portfolios) belief sich 2019 auf 22.27 kg CO2 pro Quadratmeter.

Mitarbeitende

Das Humankapital von Swiss Prime Site umfasst das Wissen, die Kompetenzen und Erfahrungen der Mitarbeitenden, die notwendig sind, um die gewünschte Marktleistung zu erbringen. Die Umsetzung der Strategie und der Verkauf der Produkte und Dienstleistungen ist direkt an die Motivation und Innovationskraft der Menschen gebunden, die für Swiss Prime Site arbeiten.

Der Geschäftserfolg von Swiss Prime Site ist deshalb mitunter davon abhängig, wie gut es gelingt, qualifizierte Mitarbeitende zu gewinnen und zu halten, deren Kompetenzen zu fördern und auszubauen, Verantwortung an sie zu übertragen und sie zu motivieren. Swiss Prime Site möchte in einem umkämpften Markt stets auf die besten Fachkräfte zählen können. Im Berichtsjahr wurden rund 1.4% der Lohnsumme in die Aus- und Weiterbildung der insgesamt 6 506 Mitarbeitenden investiert. Am mittelfristigen Ziel, die Fluktuationsrate auf unter 15% zu senken, wird weiterhin festgehalten.

CO2-Reduktions­ziel und Absenkpfad

Swiss Prime Site entwickelte im Berichtsjahr einen detaillierten CO2-Absenkpfad für das gesamte Immobilienportfolio. Mit geplanten Investitionen von über CHF 650 Mio. bis 2050, insbesondere in Gebäudehüllensanierungen und Heizungsersatzmassnahmen, wird ein CO2-Reduktionspfad angestrebt, der deutlich über das 2-Grad-Ziel des Pariser Klimaabkommens hinausgeht. Um in Einklang mit den Zielen des Bundesrates Klimaneutralität zu erreichen, muss Swiss Prime Site zukünftig auch CO2-Kompensationsmassnahmen in Betracht ziehen.

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Swiss Prime Site entwickelte im Berichtsjahr einen detaillierten CO2-Absenkpfad für das gesamte Immobilienportfolio. Mit geplanten Investitionen von über CHF 650 Mio. bis 2050, insbesondere in Gebäudehüllensanierungen und Heizungsersatzmassnahmen, wird ein CO2-Reduktionspfad angestrebt, der deutlich über das 2-Grad-Ziel des Pariser Klimaabkommens hinausgeht. Um in Einklang mit den Zielen des Bundesrates Klimaneutralität zu erreichen, muss Swiss Prime Site zukünftig auch CO2-Kompensationsmassnahmen in Betracht ziehen.

Hintergrund

Wissenschaftliche Szenarien, wie sie beispielsweise vom Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) publiziert werden1, prognostizieren bis zum Jahr 2050 eine Verschärfung und Beschleunigung des heute schon ersichtlichen Klimawandels. Insgesamt gehen die Prognosen von stark steigenden Kosten für die Behebung von Klimaschäden und Anpassungsmassnahmen aus. Die Folgen einer ungebremsten Klimaveränderung treffen auch die Schweiz. Gemäss den vom National Center for Climate Services (CCS) erstellten Klimaszenarien2 erwartet die Schweiz signifikante Veränderungen wie steigende Trockenheit, häufigere Wetterextreme und eine stark erhöhte Anzahl an Hitzetagen.

Gleichzeitig ändern sich die politischen Rahmenbedingungen. Der Bundesrat verschärfte im August 2019 seine Klimaziele, welche Teil der Diskussion um die Revision des CO2-Gesetzes sind. Die Klimaziele geben einen Reduktionspfad für die Schweiz vor, anhand dessen die Nettoemissionen bis 2050 auf null reduziert werden3. Mit der Energiestrategie des Bundes4 und dem seit 2018 gültigen Energiegesetz sind bereits weitreichende gesetzliche Rahmenbedingungen festgesetzt. Des Weiteren stehen diverse kantonale und städtische Initiativen zur Debatte, welche Verschärfungen der Rahmenbedingungen im Gebäude- und Mobilitätsbereich vorsehen. Es ist damit zu rechnen, dass bei Stadt- und Arealentwicklungen mittelfristig Klimabudgets vorgeschrieben werden, die Emissionsobergrenzen für Immobilienentwickler und -betreiber beinhalten. Vor dem Hintergrund dieser Entwicklungen hat Swiss Prime Site ein weitreichendes Reduktionsziel und einen CO2-Absenkpfad für das eigene Immobilienportfolio definiert.

Ausgangslage

Swiss Prime Site unterstützt die Ziele des Pariser Klimaabkommens5 (2°-Grad-Ziel) und einer langfristig klimaneutralen Schweiz, zu der die Wirtschaft einen wesentlichen Beitrag leisten muss. Das Unternehmen verfolgte bisher eine Vielzahl an Initiativen und Projekten zur Reduzierung der CO2-Emissionen. Diese reichen von Energie-Controlling und Betriebsoptimierungen über Potenzialanalysen für die Installation von Photovoltaikanlagen bis zur Förderung von Elektromobilität, verliefen jedoch meist unabhängig voneinander. Swiss Prime Site setzte sich deshalb 2017 das Ziel, einen CO2-Absenkpfad für das Immobilienportfolio zu entwickeln, der die existierenden Projekte und einzelne Initiativen auf ein übergeordnetes Langfristziel ausrichtet und an klare Vorgaben knüpft.

Das bereits 2012 eingeführte Energiemanagement diente als Grundlage zur Erstellung einer einheitlichen CO2-Bilanzierung über die gesamte Gruppe, wodurch sich die Datenverfügbarkeit und Qualität signifikant verbesserten. Die gewonnene Transparenz zum Energieverbrauch und die damit verbundenen CO2-Emissionen trug wesentlich zur Entwicklung des Absenkpfads bei und ermöglicht die zukünftige Überprüfung des Fortschritts.

Der Fokus des CO2-Absenkpfads liegt auf dem Energieverbrauch (Scope 1 und 2) des Immobilienportfolios, welches den mit Abstand grössten Teil der CO2-Emissionen des Unternehmens ausmacht. Der Absenkpfad berücksichtigt Total 165 Liegenschaften sowie ein jährliches Portfoliowachstum von total 20 000 m2. Da das Immobilienportfolio von Swiss Prime Site vergleichsweise jung und auf einem technologisch modernen Stand ist, sind Energieverbrauch und CO2-Emissionen vergleichsweise tief – und umso grösser ist die Herausforderung, weitere Verbesserungen zu erzielen.

Entwicklung des Absenkpfads

Zur Erarbeitung des Absenkpfads wurden im ersten Schritt die möglichen Handlungsfelder erfasst, in denen Swiss Prime Site einen direkten Einfluss auf die CO²-Emissionen hat und in denen somit wirkungsvolle Massnahmen definiert werden können. Die Beeinflussung durch externe Faktoren, wie beispielsweise durch Break-through Technologien, wurde vorerst nicht miteinbezogen. Die wesentlichen Handlungsfelder liegen in den Bereichen elektrische Energie, Wärme und Gebäudehüllensanierung. Dabei berücksichtigt Swiss Prime Site die Sanierungszyklen der Bestandsliegenschaften sowie das angenommene jährliche Wachstum im Bestand (10 000 m2 à × kg CO2e/m2) und bei Neubauentwicklungen (10 000 m2 à × kg CO2e/m2).

Unter Berücksichtigung verschiedener Handlungsoptionen in den vier Handlungsfeldern berechnete Swiss Prime Site drei Reduktionsszenarien. Swiss Prime Site entschied auf dieser Grundlage, das ambitionierteste Szenario als Absenkpfad zu verfolgen, und somit die relativen CO2-Emissionen bis 2050 um 75% zu senken. Dieses Ziel ist deutlich ambitionierter als das 2-Grad-Ziel des Pariser Klimaabkommens.

Um den definierten Absenkpfad zu realisieren, bedarf es einer drastischen Reduktion der relativen CO2-Emissionen, von jährlich 22.27 kg CO2 pro Quadratmeter (2019) auf circa 5 kg CO2 pro Quadratmeter bis 2050. Die hierfür in den Objektbewertungen bereits budgetierten Investitionskosten für Gebäudehüllensanierungen (Fenster, Fassade, Dach) belaufen sich auf Total CHF 610 Mio. Weitere CHF 40 Mio. wurden für Heizungsersatzmassnahmen bereitgestellt. Allfällige darüber hinausgehende Kosten müssen nun schrittweise im Rahmen der Einzelobjektbetrachtung konkretisiert und über den Zeitraum von 30 Jahren sinnvoll verteilt eingeplant werden. Swiss Prime Site strebt zudem an, signifikante Häufungen von Massnahmen, wie sie aufgrund der Objektbewertungen beispielsweise in den Jahren 2029 und 2030 geplant sind, besser über die Jahre zu verteilen und so den Absenkpfad zu glätten.

Aus aktueller Sicht erachtet Swiss Prime Site eine Reduktion der CO2-Emissionen auf «Netto Null» bis 2050 durch eigene Reduktionsmassnahmen als nicht umsetzbar. Deshalb sieht das Unternehmen vor, die dannzumal verbleibenden unvermeidbaren CO2-Emissionen durch Kompensationsmassnahmen, insbesondere durch Projekte im Inland, auszugleichen. Swiss Prime Site rechnet damit, dass sich ab dem Jahr 2050 die jährlichen Kompensationskosten für den Ausgleich nicht vermeidbarer CO2-Emissionen auf rund CHF 2 Mio. belaufen werden. Grundlage für diese Berechnung ist die Annahme eines zukünftigen CO2-Preises von CHF 200 pro Tonne.6

Vorgaben zur Realisierung des Absenkpfads

Um den ambitionierten Absenkpfad zu realisieren, setzt sich Swiss Prime Site klare Ziele für die Umsetzung an Bestandsliegenschaften und bei Projektrealisierungen. Dabei orientiert sich das Unternehmen am Standard Nachhaltiges Bauen Schweiz (SNBS). Bei Neubauprojekten und Totalsanierungen integriert die Projektentwicklung Nachhaltigkeitsaspekte möglichst früh in der Planungsphase und berücksichtigt den gesamten Lebenszyklus der Immobilie. Für den Fall einer Zertifizierung muss seit 2019 bei allen Neubauprojekten die SNBS-Note 4 erreicht werden.7 Künftig werden die diesbezüglichen Vorgaben nochmals deutlich verschärft, wobei sich die Ziele primär auf die CO2-Intensität konzentrieren.

Zusätzlich zu diesen quantitativen Zielvorgaben kann Swiss Prime Site zukünftig weitergehende Kriterien festlegen, um Neubauten mittelfristig emissionsfrei zu realisieren und langfristig als Kraftwerke zu nutzen. Diese Vorgaben betreffen unter anderem die Nutzungsdichte, Lebenszykluskosten, Mobilität, Nutzungsflexibilität, den sommerlichen Wärmeschutz sowie die Erreichbarkeit und bauliche Verdichtung. Die Einhaltung weitergehender Kriterien hängt jedoch unter anderem vom Fortschritt in der Gebäudeinnovation ab. Swiss Prime Site verfolgt diesen Markt sorgfältig und prüft laufend, welche Neuerungen zur Steigerung der Energieeffizienz und zur Reduktion der CO2-Bilanz genutzt werden können.

Bei Bestandsimmobilien besteht das grösste Reduktionspotenzial in der Beschaffung der Elektrizität und Wärme sowie in Sanierungsmassnahmen. Swiss Prime Site definierte auch für Bestandsliegenschaften kurz-, mittel-, und langfristige Vorgaben, die sich an den Kriterien von SNBS orientieren und in den individuellen Objektstrategien berücksichtigt werden müssen. Eine Gebäudezertifizierung wird im Einzelfall geprüft, insbesondere bei Totalsanierungen. Die Einhaltung des CO2-Absenkpfads erfordert die Umsetzung der definierten Massnahmen ab 2020. Zusätzliches Reduktionspotenzial ergibt sich durch die Umsetzung weitreichenderer Massnahmen ab 2025 und 2035.

Klimaziele operationalisieren

Um die mit dem CO2-Absenkpfad definierten quantitativen und zeitlichen Ziele für die Reduktion der CO2-Emissionen im Gebäudeportfolio zu operationalisieren, entwickelte Swiss Prime Site ein integrales Energiekonzept. Dieses enthält konkrete Handlungsempfehlungen zur Umsetzung der CO2-Absenkstrategie auf Objektebene. Die Massnahmen bei Neubauprojekten beziehen sich sowohl auf die Beschaffung von Energie sowie auf die Produktion, Speicherung, Verteilung, den Verbrauch und die Messung und Verrechnung.

Bei bestehenden Immobilien beeinflusst das integrale Energiekonzept die individuellen Objektstrategien und die Mehrjahresplanung über das gesamte Portfolio, in der Investitionen zur Reduktion der CO2-Emissionen langfristig geplant und im Zuge der Bewertung aligniert werden.

Das integrale Energiekonzept stellt somit sicher, dass der CO2-Absenkpfad als Zieldefinition im Unternehmen operationalisiert, gemessen und bewertet wird. Mit der vollständigen Umsetzung soll jederzeit ersichtlich sein, wo sich das Unternehmen auf dem Zielpfad befindet und unter welchen Voraussetzungen es allfällige Kompensationsmassnahmen frühzeitig umzusetzen gilt.

1 The Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC): AR5 Synthesis Report: Climate Change 2014, online, Quelle: https://www.ipcc.ch/report/ar5/syr/

2 CCS (Hrsg.) 2018: CH2018 - Klimaszenarien für die Schweiz. National Centre for Climate Services, Zürich.

3 Bundesamt für Umwelt 28.08.2019: Klimaziel 2050, online, Quelle: https://www.bafu.admin.ch/bafu/de/home/themen/klima/fachinformationen/klimaziel-2050.html

4 https://www.bfe.admin.ch/bfe/de/home/politik/energiestrategie-2050.html

5 Bundesamt für Umwelt 2018: Das Übereinkommen von Paris, online, Quelle: https://www.bafu.admin.ch/bafu/de/home/themen/klima/fachinformationen/klima--internationales/das-uebereinkommen-von-paris.html

6 Zum Vergleich: Der CO2-Preis im Europäischen Emissionshandel lag 2019 bei circa EUR 24 pro Tonne

7 Die Bewertungsskala umfasst die Noten 1-6; für die SNBS-Zertifizierung eines Neubaus müssen alle Indikatoren die Note 4 erreichen