Finanzkommentar CFO – Story
Finanzkommentar CFO – Story
Warum beschäftigt sich Swiss Prime Site, ein Unternehmen mit dem Kerngeschäft Immobilien, mit Mobilität? «Es geht darum, das Wachstumspotenzial von E-Mobilität sowie ihren Einfluss auf Immobilien und schliesslich auf Lebensräume zu erkennen. Damit halten wir unsere Immobilien zukunftsfähig. Zudem wollen wir einen Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten sowie unseren Mietern und Kunden einen Mehrwert bieten, indem wir ihre Mobilität erleichtern», erklärt Alexandra Bay, Head Group Research von Swiss Prime Site. Die promovierte Ökonomin ist Autorin der internen Studie zur E-Mobilität aus dem Jahr 2018. Das Fazit der Studie: In rund zehn Jahren werden in der Schweiz etwa eine Million Elektrofahrzeuge erwartet, die an Ladestationen zu Hause, am Arbeitsplatz, in Freizeitanlagen oder Shoppingcentern «tanken» wollen. Um den Mietern und Kunden rechtzeitig eine entsprechende Infrastruktur mit zugehörigem Service bieten zu können, ist es von Vorteil, wenn Liegenschaftsbesitzer die Bereitstellung von Ladestationen an geeigneten Standorten möglichst früh prüfen. Dabei gilt es, sich mit den Anforderungen der neuen Technologien vertraut zu machen, geeignete Kooperationspartner zu finden sowie technische Anforderungen zu berücksichtigen, beispielsweise die Zusatzbelastung der Stromsysteme oder Sicherheitsvorschriften.
Swiss Prime Site hat diese Entwicklungen bereits früh erkannt und ist bereit, Potenziale auf dem Gebiet der E-Mobilität zu nutzen sowie Herausforderungen zu begegnen. Die Senkung des CO2-Ausstosses und damit die Förderung der E-Mobilität gehört zu den erklärten Zielen der Nachhaltigkeitsstrategie des Unternehmens. Deshalb engagiert sich Swiss Prime Site auch bei der Roadmap Elektromobilität 2022. Das Bestreben dieses Zusammenschlusses aus Automobil-, Elektrizitäts-, Immobilien- und Fahrzeugflottenbranche sowie von Bund, Kantonen und Gemeinden ist es, den Anteil der Elektrofahrzeuge bis 2022 auf 15 Prozent zu erhöhen. Doch damit noch nicht genug. Weil Swiss Prime Site nicht nur Partnerin, sondern Vorreiterin im Bereich E-Mobilität sein will, führte sie 2018 einen Accelerator Workshop mit Fokus Mobilität durch. Acht Start-ups hatten dabei die Chance, ihre innovativen Mobilitäts-Konzepte zu präsentieren.
Im Portfolio von Swiss Prime Site gibt es viele öffentlich zugängliche Areale sowie Bürogebäude und Einkaufszentren, die über zahlreiche Parkmöglichkeiten verfügen. In einem Pilotversuch werden nun seit 2018 an geeigneten Standorten E-Ladestationen installiert. Doch wer innovativ ist, betritt oft Neuland. Mit welchen Anbietern von E-Ladestationen soll man zusammenarbeiten? Welche Technologien sind bereits genügend ausgereift? «Ja, das sind natürlich alles Kernfragen», meint Bastian Zarske Bueno, Head Corporate Ventures. «Manche E-Ladestationen sind herstellerspezifisch, andere arbeiten mit offenen Systemen. Und es gibt immer wieder völlig neue Geschäftsmodelle, die auf dem Markt ausprobiert werden», fügt er hinzu. Der erste Schritt war deshalb ein sehr pragmatischer: «Swiss Prime Site testet mit zwei verschiedenen Partnern, wie die jeweiligen Geschäftsmodelle bei den Nutzern ankommen und ob diese unseren hohen Anforderungen gerecht werden», erklärt Zarske Bueno.
Einer der Partner im Bereich E-Ladestationen ist das etablierte Energieunternehmen Repower. Es verfügt über fundierte Erfahrung im Bereich E-Mobilität. Die ersten zehn E-Ladestationen hat Repower auf Arealen von Swiss Prime Site in der Deutschschweiz bereits in Betrieb genommen. Sie alle werden mit zertifiziertem Ökostrom versorgt. Und wie läuft der Testversuch bisher? Reto Felder, Projektleiter im Pilotprojekt mit Repower berichtet: «Wir messen die Nutzung monatlich mit einem Live Tracking. Bisher steigen die Zahlen zwar moderat, aber stetig an. Um detaillierte und verlässliche Aussagen zu machen, betrachten wir die Nutzung über einen längeren Zeitraum.» Das Angebot und die verfügbaren Daten werden zunehmen: «Bis Ende 2019 planen wir ein weiteres Rollout mit zehn E-Ladestationen, diesmal auch in der Westschweiz», so Reto Felder.
Der zweite Partner für die Installation von E-Ladestationen ist das Schweizer Start-up Spark Horizon. Bastian Zarske Bueno, verantwortlich für die Zusammenarbeit mit Spark Horizon, berichtet: «Wir haben in Kooperation mit Spark Horizon Ende 2018 eine E-Ladestation im Jelmoli-Parking in Zürich sowie Anfang 2019 zwei in der Shopping Arena St. Gallen installiert. Dort probieren wir einen etwas anderen Ansatz aus: Das Aufladen ist für die Kunden gratis. Der Strom wird über Werbung, die auf einem grossen Display in der Ladestation angezeigt wird, finanziert.» Und wie steht es hier mit ersten Ergebnissen? «Die bisherigen Erfahrungen sind positiv und stimmen uns zuversichtlich. Mit dem Angebot soll die Customer Experience gesteigert und die Verweildauer der Kunden erhöht werden», sagt Bastian Zarske Bueno. Gespannt sein darf man auch darauf, wie gut die Display-Werbung bei der Kundschaft ankommt.
Für Reto Felder geht das Zusatzangebot E-Ladestation für die Kunden auf jeden Fall in die richtige Richtung: «Heute geht es im Immobilienbereich immer stärker darum, nicht nur Flächen, sondern auch Zusatz-Services anzubieten. Das können bereits ausgebaute Co-Working-Spaces statt wie bisher Rohbauten sein oder eben E-Tankstellen.» Ganz im Sinne einer durchdachten Customer Journey möchte Swiss Prime Site diese Erwartungen so gut wie möglich erkennen und erfüllen.
Ein flächendeckendes E-Tankstellennetz anzubieten, ist zum heutigen Zeitpunkt noch zu früh. Beim Prime Tower gibt es vorerst eine Test-E-Ladestation für zwei Autos. «Die entsprechende Nachfrage ist noch nicht da, weshalb noch genug Zeit zum Nachrüsten bleibt. Die grosse E-Auto-Welle kommt erst noch. Dass sie aber kommen wird, ist sicher», zeigt sich Reto Felder überzeugt.