Story

Mit Herz und Seele Jelmolianer

Seit über einem viertel Jahrhundert leitet Morten Jensen das Facility Management im Jelmoli. Mit ihm wagen wir uns in das Labyrinth unter dem traditionsreichen Haus und lassen uns erklären, was es braucht, um den Betrieb in einem Gebäudekomplex dieser Grösse aufrecht zu erhalten.

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Jelmoli – The House of Brands in Zürich ist eine Institution. Hier kauft der Banklehrling seinen ersten Anzug, die werdende Mutter ihre Babyausstattung und der leidenschaftliche Hobbykoch Delikatessen aus der ganzen Welt. Von Hosen und Jacken über Bettwäsche und Wohnaccessoires bis zum Golfschläger gibt es auf sechs Etagen einfach alles und das seit bald mal zwei Jahrhunderten. Jelmoli feiert im Herbst 2018 den 185. Geburtstag.

Doch was bedeutet es, eine solche Immobilie mit all seinen Fahrstühlen und Rolltreppen, der ganzen Licht-, Kühl- und Heiztechnik in Betrieb zu halten? «Die meisten können sich das nicht vorstellen», meint der Leiter des Facility Managements Morten Jensen. Damit wir es doch können – oder zumindest eine Ahnung von den Dimensionen bekommen, führt er uns hinter die Kulissen. Oder genauer: neuneinhalb Meter unter die Erde.

Hier befinden sich die Lebensadern des Premium Department Store. Zum einen: der Warenfluss. Etwa 45 Lkws fahren täglich über die Einfahrt beim Löwenplatz auf die Laderampe. Sie bringen Kleidung, Lebensmittel, Elektronik und vieles mehr. Sie versorgen das Haus mit dem, was es ausmacht: Produkten. Frisch, modisch, hochwertig. Für den grössten Teil dieses Stroms geht es drei, vier oder fünf Etagen nach oben: zu den Kunden. Der kleinere Teil – wie Verpackungen – bleibt unten und wird direkt recycelt. «Wir trennen alles ganz penibel», erklärt Jensen, während hinter ihm ein Mitarbeiter an der Presse Dosen zu flachen Scheiben drückt. «Eigentlich alles wie zu Hause, nur in anderen Dimensionen.»

Die zweite, weit komplexere Lebensader des Jelmoli ist der Energiefluss. Der Strom kommt hauptsächlich von aussen. Aber nicht nur. Als wäre Jelmoli eine kleine, in sich geschlossene Stadt, besitzt die Liegenschaft eine eigene Trafostation mit Hochspannungsanschluss. «Die macht uns ein Stück weit unabhängig», so Jensen. Und dann führt er uns in einen Raum voller Hebel und Schalter. «Wenn Sie hier drücken, ist alles aus», sagt Morten Jensen auf einmal. Rolltreppen, Lifte, Beleuchtung, die Kühlung der Lebensmittel – ja, ganz Jelmoli käme zum Erliegen. «Es würde eine Stunde dauern, um den Betrieb wieder einigermassen herzustellen,» schätzt der Technik-Chef. Dabei hätten seine elf Mitarbeitende alle Hände voll zu tun. Zum Glück handelt es sich dabei nur um ein Gedankenspiel, läuft der Betrieb doch seit vielen Jahrzehnten störungsfrei.

Mit diesem Wissen steigen wir nun in den Lift. «Der Fahrstuhl hier ist das Nächste, was ersetzt wird», sagt Jensen und drückt den obersten Knopf. Es geht aufs Dach. Dieses wurde in den letzten anderthalb Jahren erneuert. Dafür mussten die Hybridkühler mit Grosshelikoptern abtransportiert und wieder herbeigeflogen werden. Eine aufwändige Angelegenheit. Aber nur eines von zahlreichen Grossprojekten, die Jensen intern koordiniert. Im Moment werden weitere Transitleitungen gebaut. «Heizen und Kühlen spielt bei uns eine zentrale Rolle», erklärt er. «In der Damenwäsche muss es zum Beispiel wärmer sein als bei den Herren. Ausserdem müssen wir immer die Beleuchtung berücksichtigen. Denn die sorgt ebenfalls für Wärme. Bis vor Kurzem sogar so sehr, dass wir auch im Winter in einigen Bereichen kühlen mussten.» Das ist ineffizient. Deshalb wurden vor einigen Monaten 8 500 LED-Lampen installiert. Diese sind sparsam, langlebig und senken den Stromverbrauch nachhaltig. So nachhaltig, dass das gesamte Wärmemanagement neu aufgestellt werden konnte. Was gut für Jelmoli, das Geschäft und nicht zuletzt die Umwelt ist. Ein Thema, das den Grossteil der Umbauten innerhalb der Immobilie bestimmt. «Alle unsere Renovationen sind wie Operationen am offenen Herzen», beschreibt Jensen. «Der Betrieb im Jelmoli geht weiter. Das Einkaufserlebnis der Kunden soll nicht getrübt werden.» Deshalb wurde die Kühlung im Winter modernisiert.

Die Komplexität der Aufgaben macht seinen Job extrem spannend, erklärt Jensen. «Ich bin mit Herz und Seele Jelmolianer. Seit gut 25 Jahren kümmere ich mich darum, dass hier alles läuft. Lifte, Rolltreppen, Heizung, Kühlung – das hat man andernorts kaum – zumindest nicht in diesen Dimensionen. Ich kann mir nicht vorstellen, woanders zu arbeiten. Nein. Auch wenn die Pensionierung langsam näher rückt, ich bin zum 200sten Jubiläum von Jelmoli noch hier.»

Das glaubt man ihm sofort. Es gibt wohl keinen, der sich besser auskennt in, auf und unter der Liegenschaft. Dann führt er uns noch zum für ihn speziellsten Ort: seinem Museum. In einem meterhohen Regal sammelt Jensen alles, was bei Jelmoli eine Geschichte hat. Ein klobiges Telefon aus der früheren Telefonzentrale, alte Handys und Pager und Dias aus Glas. Jensen liebt die Nostalgie und erzählt gern von früher: «Wissen Sie, in meinen Anfangsjahren hier bei Jelmoli brauchten wir am Abend 20 Minuten, um alle Lichter zu löschen.» Heute unvorstellbar. Genauso unvorstellbar, wie Jelmoli ohne seinen Technik-Chef. Wir werden berichten. Spätestens 2033 beim Rundgang zum 200-jährigen Jubiläum mit Morten Jensen.