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Mehr Erfolg für unsere Städte

Warum entscheiden sich im Zeitalter der Digitalisierung gerade innovative, digital aufgestellte und technologisch hochspezialisierte Unternehmen für den Standort Schweiz? Neben den offensichtlichen Faktoren wie Steuern, Mobilität, Bevölkerungsentwicklung oder Bildungssystem ist es vor allem eins: Die unternehmerfreundliche Gesetzgebung.

Stakeholder Infrastruktur Innovation

In Zürich befindet sich die grösste Basis von Google ausserhalb den USA. Technologie- und Fintech-Startups wählen das Zuger «Crypto-Valley» als Unternehmensstandort. Huawei plant zwei Forschungszentren in der Schweiz. Der Entscheid für oder gegen eine Niederlassung oder einen Unternehmenssitz ist für Firmen von grosser Bedeutung. Wichtig sind dabei oft tiefe Steuern, eine verkehrstechnisch optimale Lage und die Nähe zu Flughäfen. Doch auch die Bevölkerungsentwicklung und -struktur sowie das Bildungssystem sind bedeutende Faktoren. Ganz besonders achten internationale Firmen auf eine unternehmerfreundliche Gesetzgebung. Häufig werden all diese Eigenschaften in Standort-Ranglisten zusammengefasst. Schweizer Städte stehen dabei zumeist an vorderster Stelle.

Erfolgreiche intelligente Städte

Städte waren schon immer Orte des Handels, der Kommunikation und Innovation. Mit dem Fortschritt gewann die Nähe zu Fabriken, Servicedienstleistern und Kunden an Bedeutung. Der Zugang zu Kapital, neuartigen Finanzierungsmöglichkeiten, besser ausgebauten Handelswegen wie auch immer schnellere Kommunikationskanäle sorgten für weiteren Schwung in der Entwicklung von Städten. Entscheidend war aber immer der einfache und direkte Zugang zu Information, Wissen, Fähigkeiten und Innovation. Die sogenannte «4. industrielle Revolution» – die Digitalisierung – betrifft alle Lebensbereiche. Sie schafft schnellere und günstigere Wege der Kommunikation und verlagert gewisse Märkte ins Internet. Wie jede Veränderung bringt dies viele Erneuerungen mit sich. Bei Unternehmen gefragte und erfolgreiche Städte unterstützen dabei den Aufbau und den Betrieb verschiedener Handels- und Kommunikationsplattformen und stärken den Informations- und Warenfluss. Weiter sind sie gegenüber neuen Trends und Technologien offen eingestellt und schaffen fördernde Rahmenbedingungen. Städte bleiben auch im heutigen digitalen Zeitalter ein sehr wichtiger Marktplatz. Sie werden oft als «Hubs» bezeichnet. Derzeit fokussieren sich die Strategien zur Digitalisierung der Städte auf die zentralen Funktionen wie Sicherheit, Gesundheit, Verkehr, Wasser- und Energieversorgung sowie die Abfallentsorgung. Das Ziel dabei ist es, intelligente Städte zu schaffen.

Digitalisierung braucht Flexibilität

Die Chancen der Digitalisierung hat auch die Politik erkannt. Eine intelligente Stadt («Smart City») ist aber nicht einfach eine «digitalisierte Stadt». Kluge Städte nehmen die Bedürfnisse ihrer Bewohner, Arbeitskräfte, Besucher und Unternehmen ernst und schaffen langfristig die Voraussetzungen zur Verbesserung der Lebens-, Arbeits- und Unternehmensqualität. Entwicklungen rund um neue Lern- und Arbeitswelten zeigen auch wie wichtig es ist, sich als «Wissensstandort» zu positionieren. Die Zukunft gehört gut vernetzten Städten. Dies alles fordert von der Immobilienwirtschaft ebenfalls schnelle Anpassungen. Dem im Weg stehen aber lange Planungs-, Bewilligungs- und Realisierungszeiten für Neubauten oder Umnutzungen. Technologie, Bauprozess und Gesetzgebung bewegen sich nicht im Gleichschritt. Die Schweizer Politik hat aber die Zeichen der Zeit erkannt. Dies zeigen beispielsweise das Programm «Modellvorhaben Nachhaltige Raumentwicklung» oder die Strategie «Digitale Schweiz».

Standorte durch Freiheiten stärken

Damit unsere Städte weiterhin erfolgreich bleiben, sind mutige Lösungen notwendig. Einiges muss neu gedacht und ausprobiert werden. Dazu gehören zum Beispiel die flexiblere Handhabe des «urbanen Raums» oder das Hinterfragen der traditionellen Bauzonen. Eine intelligente Stadt bricht nämlich das Zonendenken auf und ermöglicht Räume und Freiheiten. Denkbar wären zukünftig Testzonen oder -gebiete, in denen mit verschiedenen «Lebensräumen» experimentiert werden könnte. Werden beispielsweise bestimmte Emissionswerte nicht überschritten, könnten auch Gewerbeobjekte in einem Wohnquartier – oder umgekehrt – realisiert werden. Um Umnutzungen zu vereinfachen, könnten Zonen auch nur vorübergehend definiert werden. Nach Ablauf einer bestimmten Zeitspanne würde dann neu beurteilt. Die «Sharing-» und «Service-Economy» zeigt eindrücklich, dass nicht alles fix und für lange Zeit geregelt, gebaut oder besessen werden muss. Die Gesetzgebung steht heute vielfach im Widerspruch dazu.

«Die Rahmen­bedingungen und Bewilligungs­verfahren sollten so ausgestaltet sein, dass sie die Transformation hin zur Wissens­gesellschaft sowie Wissens­ökonomie weiter vorantreiben.»

Dr. Alexandra Bay, Head Group Research bei Swiss Prime Site

Moderne Regulierung im digitalen Zeitalter

Eine intelligente und moderne Regulierung nutzt die Digitalisierung, um «smarte Lebensräume» zu ermöglichen. Die Rahmenbedingungen und Bewilligungsverfahren sollten so ausgestaltet sein, dass sie die Transformation hin zur Wissensgesellschaft sowie -ökonomie weiter vorantreiben. Die Vision ist ein zeitgemässes Regelwerk, das Innovation fördert. Eine smarte «Regulierung 4.0» wird der Schweizer Immobilienwirtschaft noch mutigere Lösungen für zukunftsfähige Lebensräume erlauben und damit den Nährboden für weitere positive Standortentscheide von internationalen Unternehmen bilden.

Dieser Artikel ist in ausführlicher Fassung in der NZZ-Verlagsbeilage im Rahmen der NZZ Real Estate Days 2018 erschienen.